Der Band beruht auf zahlreichen Gesprächen, die der Journalist und Historiker Knopp im Dezember 2006 und April 2008 mit Genscher führte. Dreiundzwanzig Jahre lang war dieser Mitglied der Bundesregierung, achtzehn Jahre vertrat er die Bundesrepublik als Außenminister. In seine Amtszeit fielen Ereignisse wie das Ende der Großen Koalition 1969, der Regierungswechsel 1982 und die deutsche Wiedervereinigung. Letztere haben wir nach Meinung des Autors nicht zuletzt Genschers Fähigkeit zur politischen Vision zu verdanken. Er sei es gewesen, der Gorbatschow frühzeitig richtig eingeschätzt und dessen ausgestreckte Hand ergriffen habe. Sein visionäres Denken habe er zudem bereits 1981 im Rahmen der Genscher-Colombo-Initiative, die den Anstoß zur Schaffung der Europäischen Union gab, unter Beweis gestellt. Der Autor nimmt Genscher gegen den Vorwurf in Schutz, während des Einigungsprozesses überstürzt gehandelt zu haben, schon im November 1990 wäre nach dem Rücktritt Schewardnadses manches erheblich schwieriger geworden. Dies gelte erst recht für die Zeit nach dem Sturz Gorbatschows im Jahre 1991. Knopp verweist in diesem Zusammenhang auf das Urteil Henry Kissingers, der Genscher attestierte, in allen großen Fragen der Außenpolitik die Probleme richtig erkannt und geschickt gehandelt zu haben. Bei Genscher handle es sich zweifelsohne um einen der bedeutendsten Politiker der Nachkriegszeit. Er habe entscheidend dazu beigetragen, dass Deutschland seinen Platz mitten in Europa gefunden habe. Knopp rekapituliert zusammen mit Genscher noch einmal den Verlauf historischer Ereignisse und lässt diesen zu aktuellen Fragen, wie der nach einer neuen Weltordnung und der Zukunft Europas, Stellung beziehen. So entsteht ein bemerkenswertes Porträt des liberalen Granden, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere nicht umsonst „Genschman“ genannt wurde.