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Bassam Tibi

Die islamische Herausforderung. Religion und Politik im Europa des 21. Jahrhunderts

Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2008; 190 S.; 3. Aufl.; geb., 24,90 €; ISBN 978-3-534-22034-2
Tibi legt ein Plädoyer für eine Reform des Islams hin zu einem Euro-Islam vor. Ähnlich wie Hendryk M. Broder ruft auch er immer wieder ins Gedächtnis, dass Toleranz keine Einbahnstraße sein dürfe. Multikulturalisten wirft Tibi vor, ein völlig falsches Toleranzverständnis zu haben, was sie gegenüber der islamischen Herausforderung blind mache: Multikulturalismus verfalle dem „Denkfehler, dass Integration ohne zivilgesellschaftliches Identitätsbewusstsein gelingen kann“. (65) Tibi plädiert für einen Pluralismus, der nicht in Kulturrelativismus ausartet, sondern dem ein „Konsens über Basiswerte“ (157) zugrunde liegt. Die Annahme eines zivilgesellschaftlichen Wertekonsenses, bestehend aus der Zustimmung zu Demokratie, Säkularisierung und individuellen Menschenrechten, sei die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Integration muslimischer Bürger in Europa. Nur so könne die Selbstethnisierung der Muslime in Europa unterbunden werden. Tibi geht sogar so weit zu behaupten, dass Europa ohne eine solche verbindliche Werteorientierung nicht überleben könne. Die von Tibi vorgenommene Unterscheidung zwischen islamischer und islamistischer Herausforderung schlägt sich auch im Titel nieder: Die „islamische Herausforderung“ liege im Universalitäts- und Überlegenheitsanspruch des Islams begründet, die islamistische Herausforderung habe ebenfalls diese Grundüberzeugung, äußere sich aber entweder in gewalttätigen Aktionen oder aber auch durch den Weg der Politisierung der Religion. Tibi wehrt sich vehement gegen das Argument, er bediene das Feindbild Islam, und versucht, sachlich dagegen zu argumentieren. Ständige Wiederholungen zentraler Thesen und Forderungen erwecken den Eindruck, es handle sich bei dem vorliegenden Buch um eine Verteidigungsschrift seiner Positionen. Tibi kämpft für seine Vision eines Euro-Islams, er will aufrütteln, zum Nachdenken animieren, was ihm mit diesem wohl vor allem an den interessierten Laien gerichteten Buch auch sicher gelingen dürfte.
Marius Sauter (MDS)
Student, Institut für Politikwissenschaft, Universität Tübingen.
Rubrizierung: 2.61 | 2.23 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Marius Sauter, Rezension zu: Bassam Tibi: Die islamische Herausforderung. Darmstadt: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29838-die-islamische-herausforderung_35349, veröffentlicht am 25.11.2008. Buch-Nr.: 35349 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken