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Stefan Kadelbach (Hrsg.)

Europäische Identität

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Schriften zur Europäischen Integration und Internationalen Wirtschaftsordnung 11); 67 S.; brosch., 19,- €; ISBN 978-3-8329-3533-7
Gibt es jenseits der Identifikation mit der Heimatregion und dem Nationalstaat ein europäisches Zugehörigkeitsgefühl? Lässt sich die Bildung einer europäischen Identität durch Verfassunggebung beeinflussen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des sechsten Walter Hallstein-Kolloquiums, das im November 2006 an der Universität Frankfurt a. M. abgehalten wurde. Die gescheiterten Verfassungsreferenden in Frankreich und in den Niederlanden wie auch die vielfach fehlende Identifikation der Bürger mit der Europäischen Union werfen die Frage auf, was die Europäische Union eigentlich im Innersten zusammenhält. Die Autoren beleuchten verschiedene Aspekte einer europäischen Identität – aus ökonomischer, soziologischer und kultureller Perspektive. Maurizio Bach beschäftigt sich kritisch mit Versuchen, die Wurzeln einer neuen europäischen Identität in gesellschaftlichen, kulturellen oder politischen Zusammenhängen aufzufinden. Eine kollektive Identitätsbildung auf europäischer Ebene hält er für problematisch, sie würde einen „radikalen Systemwechsel in Richtung einer Primordialisierung Europas bedingen“ und wäre ein „Rückfall in vormoderne Verhältnisse“ (24). Laut Winfried Loth existiert in Europa ein gemeinsames konstitutionelles Erbe, das zur Herausbildung eines „Verfassungspatriotismus“ auf europäischer Ebene führt. In diesem „Europa-Patriotismus“ (48) spiegele sich eher die Bindung an ein Wertesystem als eine gefühlsmäßige Zugehörigkeit. Er könne zum nationalen Patriotismus hinzutreten, sodass nationale und europäische Identität nicht mehr als Gegensätze, sondern als „komplementär“ (49) wahrgenommen würden. Zu Ehren der Trägerin des Walter Hallstein-Preises 2006, Vaira Vike-Freiberga, Staatspräsidentin der Republik Lettland, wurde das Baltikum als regionaler Schwerpunkt in den Blick genommen und auf die Kulturen der drei baltischen Staaten sowie deren Projektionen eingegangen. Die Preisträgerin sieht dort im Kleinen das für Europa charakteristische Nebeneinander in Vielfalt gespiegelt, „das sich im freiheitlichen Zusammenschluss der Europäischen Union fortentwickeln kann“ (6).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 3.1 | 3.2 | 2.61 | 2.23 | 3.7 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Stefan Kadelbach (Hrsg.): Europäische Identität Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29478-europaeische-identitaet_34896, veröffentlicht am 17.11.2008. Buch-Nr.: 34896 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken