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Katharina Ziolkowski

Gerechtigkeitspostulate als Rechtfertigung von Kriegen. Zum Einfluss moderner Konzepte des Gerechten Krieges auf die völkerrechtliche Zulässigkeit zwischenstaatlicher Gewaltanwendung nach 1945

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Völkerrecht und Außenpolitik 79); 365 S.; brosch., 69,- €; ISBN 978-3-8329-3318-0
Rechtswiss. Diss. FU Berlin. – Die Autorin untersucht aus völkerrechtlicher Perspektive die Frage, inwieweit moderne Konzepte des Gerechten Krieges auf die Bestimmung der zulässigen und der verbotenen Anwendung zwischenstaatlicher Gewalt nach 1945 gewirkt haben. Ihr Ausgangspunkt im Kontext der Einrichtung der Vereinten Nationen und der Konsolidierung des Völkerrechts ist die Feststellung, dass das zwischenstaatliche Gewaltverbot die zentrale Norm und größte zivilisatorische Errungenschaft der Nachkriegszeit sei, jedoch „scheint der wertorientierte Rechtfertigunstopos des Gerechten Krieges in der Politik eine Renaissance zu erfahren“ (23). Ziolkowski verweist darauf, dass die Idee des Gerechten Krieges im Gegensatz zur Situation in den Staaten der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs in Deutschland aus historischen Gründen wenig populär sei, jedoch spätestens seit den Debatten um den Einsatz deutscher Soldaten im Kosovo und um den Irak-Krieg zunehmend auch hier aktuell werde. Für die allgemeine Situation macht sie ein Versagen der Friedenssicherungsmechanismen der Vereinten Nationen verantwortlich, sie seien zu langsam und ineffektiv, sodass Staaten zum Argument der Selbstverteidigung als Ausweichklausel griffen. Sehr detailliert geht die Autorin dann Beispielfälle durch: nationale Befreiungskriege, humanitäre Interventionen, der Krieg gegen den Terrorismus, Pazifikationskriege u. a. Für den Krieg gegen den Terrorismus stellt die Autorin fest: „Damit wird die Entscheidung über die Zulässigkeit zwischenstaatlicher Gewaltanwendung endgültig der US-amerikanischen Willkür überlassen“ (176). Ziolkowski macht deutlich, dass die problematischen Polarisierungen von Gut und Böse argumentativ schwer rationalisierbar sind und somit das Völkerrecht untergraben. Die Autorin berücksichtigt die Rechtsprechung und Literatur bis Juli 2006.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.1 | 4.41 | 4.22 | 2.64 | 2.68 | 2.23 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Katharina Ziolkowski: Gerechtigkeitspostulate als Rechtfertigung von Kriegen. Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29477-gerechtigkeitspostulate-als-rechtfertigung-von-kriegen_34895, veröffentlicht am 30.09.2008. Buch-Nr.: 34895 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken