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Hans-Martin Schönherr-Mann

Miteinander leben lernen. Die Philosophie und der Kampf der Kulturen

München/Zürich: Piper 2008; 370 S.; geb., 22,90 €; ISBN 978-3-492-05104-0
„Wie gelang man also unter pluralistischen Bedingungen zu einer sozialen, internationalen wie interkulturellen Kooperation?“ (23) Diese Frage dient Schönherr-Mann, Professor für Politische Philosophie in München, als Ausgangspunkt auf dem Weg zu einer weltweit gültigen Ethik – angelegt als Absage an einen wie auch immer gearteten Kampf der Kulturen. Bemerkenswert ist, dass Schönherr-Mann dafür plädiert, einen „Rückgriff auf die eigenen letzten Werte und Grundsätze“ (111) zu vermeiden. Er befragt stattdessen herausragende Philosophen des 20. Jahrhunderts „unabhängig von ihren weiteren Wertvorstellungen“ nach „elementaren Regeln, Haltungen, Tugenden, die Menschen befolgen oder einnehmen müssen, die daher durchaus globalen Charakter gewinnen“ (29). Die eingangs genannte Leitfrage wird einem Stein gleich immer wieder ins Wasser geworfen, um die aufeinander folgenden Kreise, die die Philosophen mit ihren Überlegungen gezogen haben, zu beobachten – beginnend mit Arendt, gefolgt von den pragmatischen Überlegungen u. a. von Rorty und Dewey, weiter über Cassirer, Bloch, Weber bis zu Sartre, dem der Autor zuschreibt, „eine kopernikanische Wende in der Ethik“ (151) vollzogen zu haben, indem er im Anschluss an Kierkegaard aus der Perspektive des Individuums zu denken begonnen habe. Eingeführt wird dann der Begriff der Verantwortung aus der zwischenmenschlichen Situation heraus nach Lévinas, um anschließend die Leitfrage mit Jonas noch einmal zu erweitern: „Wie lässt sich die Verantwortung für die Biosphäre und die Zukunft der Menschheit, aber auch für die anderen Menschen gerade im Konflikt der Kulturen vermitteln?“ (194) Die Antwort, die Schönherr-Mann bei Jaspers, Gadamer, Heidegger und wieder Arendt findet, lässt sich mit den Begriffen Kommunikation und Konsens zusammenfassen. Die Diskursethik in einer globalisierten Welt steht folgerichtig im Mittelpunkt des letzten Kapitels, unter Bezugnahme vor allem auf Habermas, Rawls und Walzer. Der Autor schließt mit einem Plädoyer für einen humanen Ethos im „Dienst einer Kultur der Gewaltlosigkeit und Ehrfurcht vor allem Leben“ (354).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.42 | 5.46 | 5.43 | 5.41 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Hans-Martin Schönherr-Mann: Miteinander leben lernen. München/Zürich: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29008-miteinander-leben-lernen_34252, veröffentlicht am 24.06.2008. Buch-Nr.: 34252 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken