Persönlichkeit und Politik
Hartmann widmet sich der in der deutschen Politikwissenschaft vernachlässigten Persönlichkeitsforschung von Politikern. Auf die prägnant-bündige theoretische Grundierung in der politischen Psychologie und in den biographischen Studien folgt ein Kriterienkatalog zur Betrachtung politischer Persönlichkeiten. Diese macht den Kern des Buches aus. Untersucht werden insgesamt 33 zum Teil verstorbene Staats- und Regierungschefs aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, China, Russland und den USA. Hartmann zeigt, dass Analysen politisch-zeitgeschichtlicher Entwicklungen zu kurz greifen, wenn sie sich ausschließlich auf Institutionen und Kollektive konzentrieren. Schon immer gab es in der Geschichte herausragende Persönlichkeiten, die Institutionen und Kollektive maßgeblich verändert haben. Was Menschen zu Politikern macht, was sie antreibt, entscheidet in vielen Fällen genauso über Richtung und Form politischer Abläufe wie das sie einrahmende Institutionengefüge. Hartmanns Buch besitzt über diese wichtigen Hinweise hinaus den Vorzug, wesentliche Kenntnisse aus anderen Disziplinen sowie biografische Informationen verständlich und lehrreich zusammenzufassen. Wer sich ein genaueres Bild über die vorgestellten Staatsmänner machen möchte, ohne zu den meist umfänglichen biografischen Werken greifen zu müssen, ist mit der Lektüre dieses Buches gut bedient. Lesenswert ist insbesondere das Schlusskapitel, in dem Hartmann mehr differenzierende als verallgemeinernde Vergleiche der behandelten Persönlichkeiten vornimmt.