Humanitäre Intervention. Ein Instrument außenpolitischer Konfliktbearbeitung. Grundlagen und Diskussion
Die Autoren dieses Bandes nähern sich der sogenannten humanitären Intervention aus unterschiedlichen analytischen Blickwinkeln. Obgleich das Phänomen bis weit in die klassische Epoche des Völkerrechts hinein nachzuweisen ist, findet sich diese Form des militärischen Vorgehens doch vor allem seit dem Ende des Ost-West-Konflikts wieder häufiger und ist daher aus gutem Grund Gegenstand jüngerer politikwissenschaftlicher wie politischer Analysen. Zwar ist mittlerweile in der internationalen Politik der mit humanitären Interventionen verbundene Enthusiasmus verflogen. Umso klarer wird möglicherweise der analytische Blick auf diejenigen Fragen, die in den Beiträgen dieses Sammelbandes diskutiert werden und die sich längst nicht mehr nur auf die Gebiete von Recht und Moral, auf Fragen von Legitimation bzw. Legitimität erstrecken. Strukturelle, ökonomische und strategische Veränderungen im globalen Kriegsgeschehen haben Prozesse in Gang gesetzt, die sich auf die Erfolgsbedingungen bewaffneter Friedenseinsätze auswirken. Sie stellen zudem die Verantwortlichen aus Politik und Militär vor neue Herausforderungen. So müssen z. B. zivile und militärische Instrumente der Konfliktbearbeitung koordiniert und für eine Vielzahl qualitativ unterschiedlicher Akteure (Staaten, verschiedene internationale Organisationen, Nicht-Regierungsorganisationen) kohärente Handlungsstrategien entwickelt werden. Die Autoren nehmen die Komplexität der Problematik aus den Perspektiven unterschiedlicher Disziplinen in den Blick. Sie bieten völkerrechtliche und politische Analysen, erörtern moralische und strategische Fragen, diskutieren sowohl militärische als auch zivile Optionen und skizzieren zukünftige Tendenzen in diesem Politikfeld, so z. B. den zunehmenden Bedeutungsgewinn privater Militärfirmen bei der Umsetzung humanitärer Interventionen.