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Michael Behrens / Jochen Legewie (Hrsg.)

Japan nach Koizumi. Wandel in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit einem Geleitwort von Konrad Seitz und Jürgen Hambrecht

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2007; 324 S.; brosch., 39,- €; ISBN 978-3-8329-2824-7
Der Löwe, wie sein Spitzname wegen seiner für einen japanischen Politiker ungewohnten Haarpracht lautete, hinterlässt ein zwiespältiges Erbe: Außenpolitisch trugen seine umstrittenen Besuch am Yasukuni-Schrein, wo unter anderem auch japanische Kriegsverbrecher verehrt werden, wesentlich zu hartnäckigen Spannungen mit China bei. Innen- und gesellschaftspolitisch trieb der LDP-Politiker jedoch Reformen voran bzw. setzte sie sogar in Gang. In dem Sammelband analysieren 21 namhafte Japan-Experten Koizumis Erbe auf unterschiedlichen Politikfeldern. Trotz aller Kritik sehen die Herausgeber dabei Anzeichen dafür, „dass die einmal angestoßenen Veränderungen auch von Koizumis Nachfolgern fortgeschrieben werden (müssen)“ (17). Tatsächlich hat der Umbruchprozess, in dem Japan sich seit den Neunzigerjahren befindet, unter Koizumi zu ersten Verbesserungen geführt. Auf der politischen Haben-Seite stehen dabei insbesondere die innerparteilichen Reformen, die zu erheblichen Veränderungen im Machtgefüge der LDP geführt und die Position der Partei wieder gefestigt haben. Patrick Köllner hält es jedoch für keineswegs ausgemacht, dass sie ihren Status als quasi immerwährende Regierungspartei wiedergewonnen hat. Axel Klein verweist darauf, dass die unter Koizumi eingeleiteten Verwaltungsreformen den Handlungsspielraum der Politik gegenüber der traditionell übermächtigen Beamtenschaft erhöht haben, zumal auch die Arbeit des Parlaments aufgewertet worden sei. Das langjährige Ziel einer Verfassungsreform, vor allem im Hinblick auf den Kriegsverzichts-Artikel 9, konnte Koizumi hingegen nicht erreichen. Klein erwartet auch von den Nachfolgern Koizumis keine entscheidenden Änderungen in dieser Frage, es sei denn, der außenpolitische Druck nehme zu. In wirtschaftlicher Hinsicht ziehen verschiedene Autoren ein positives Fazit der Koizumi-Ära: Die Talsohle scheint durchschritten. „Made in Japan“ sei aber nicht mehr nur für Hardware ein Qualitätssiegel. Mittlerweile gelinge es Japan auch, die weicheren, kulturellen Faktoren, wie z. B. Mangas oder Trickfilme, erfolgreich zu exportieren.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.68 | 2.21 | 2.22 | 2.23 | 4.22 | 2.26 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Michael Behrens / Jochen Legewie (Hrsg.): Japan nach Koizumi. Baden-Baden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28077-japan-nach-koizumi_33009, veröffentlicht am 20.08.2008. Buch-Nr.: 33009 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken