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Rainer Winter

Widerstand im Netz. Zur Herausbildung einer transnationalen Öffentlichkeit durch netzbasierte Kommunikation

Bielefeld: transcript Verlag 2010 (Cultural Studies 21); 165 S.; kart., 18,80 €; ISBN 978-3-89942-555-0
Der Autor untersucht mit dem Ansatz der Cultural Studies, welchen Beitrag die Konzepte der Öffentlichkeit, des Widerstands und des Kosmopolitismus im Kontext kritischer Theorien leisten können, um „zu einem Verständnis der durch Internet und digitale Technologien veränderten Gegenwart“ (10) zu gelangen. Jugendliche, so beschreibt Winter weiter, bilden zunehmend über das Handy mobile Identitäten aus. Auf den Philippinen haben SMS-Kurzmitteilungen, im Iran hat Twitter zu politischen Mobilisierungen beigetragen. Und nach den Anschlägen des Jahres 2001 ist auch das Internet zunehmend Kontrollbemühungen von staatlicher Seite ausgesetzt. In Rekurs auf Habermas’ Überlegungen zu Öffentlichkeit und deliberativer Demokratie argumentiert der Autor, dass in den „nicht-staatlichen und nicht-ökonomischen Zusammenschlüssen und Assoziationen auf freiwilliger Basis“ aber eben auch ein positiver Gegenentwurf „zur massenmedial beherrschten Öffentlichkeit“ (92) zu sehen sei. Das Problem der Deliberation sei, führt Winter in Anlehnung an Claus Leggewie aus, dass es oft zum Ausschluss aus dem Kommunikationsprozess komme – aus mangelnder Bereitschaft zur Teilnahme oder weil andere Voraussetzungen fehlen. Doch liege gerade in den Netzöffentlichkeiten die Möglichkeit, einen kritischen Kommunikationsprozess herzustellen. Man könne im Netz von „unterschiedlich differenzierten und fragmentierten kommunikativen Arenen“ sprechen, die Partizipation ermöglichen, „ohne den Wohnzimmersessel zu verlassen“ (95). Zudem hätten Untersuchungen gezeigt, dass die politische Online-Gemeinschaft sich auch verstärkt an den US-Präsidentenwahlen im Jahr 2000 beteiligt habe. Winter konstatiert in der Tat letztlich die Formierung einer transnationalen und zunehmend kosmopolitischen Netzöffentlichkeit. Daraus leitet er Forderungen wie freien Zugang zum Internet, eine „digital citizenship“ (143), die Förderung von Medienkompetenzen, die Berücksichtigung der Netzöffentlichkeit „im realweltlichen politischen Entscheidungsraum“ (145) und die Ausbildung transnationaler Gewalten ab.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.45 | 2.22 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Rainer Winter: Widerstand im Netz. Bielefeld: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27243-widerstand-im-netz_31861, veröffentlicht am 24.11.2010. Buch-Nr.: 31861 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken