Appelius legt eine grundlegende Einführung in die Geschichte und Politik Bulgariens vor. Im ersten Teil steht die historische Entwicklung des Landes seit der Unabhängigkeit 1878 vom Osmanischen Reich im Vordergrund. Immer wieder wird dabei deutlich, wie die bulgarische Nation als Spielball zwischen den konkurrierenden Interessen der europäischen Großmächte um die eigene Souveränität kämpfen musste. Insbesondere werden dabei die Beziehungen zum deutschen Kaiserreich sowie das Verhältnis zum NS-Regime beleuchtet. Die Betrachtung der demokratischen Transition nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft bietet einen direkten Anknüpfungspunkt an den zweiten Teil, in dem die Erfolge und Defizite des politischen Wandels vor dem Hintergrund des EU-Beitrittes herausgearbeitet werden. Appelius vertritt die These, dass die Ursachen für das ungleiche Rechtssystem, die Korruption und die starke Stellung der Mafia in der mangelhaften Bewältigung der kommunistischen Vergangenheit zu suchen sind. Trotz dieser Problemfelder und Bedenken auch von deutscher Seite könne sich Bulgariens Mitgliedschaft sowohl für die EU als auch das Land selbst als sehr nützlich erweisen, meint der Autor. Als wirtschaftlicher und politischer Stabilitätsfaktor könne Bulgarien für den unruhigen Balkan durchaus große Bedeutung entfalten. Auf der anderen Seite eröffne sich die Möglichkeit, die Konsolidierung der bulgarischen Demokratie voranzutreiben. Die EU werde die bulgarische Wirtschaft deshalb in den nächsten Jahren mit mehr als zehn Milliarden Euro subventionieren. Appelius gelingt es nicht nur, geschichtliche Entwicklungen mit den Herausforderungen der Gegenwart zu verbinden, sondern auch ein differenziertes Verständnis für das Land zu vermitteln. Dabei ist er kritisch, versucht aber zugleich, negative Vorurteile zu entkräften.