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Verena Blechinger-Talcott / Christiane Frantz / Mark Thompson (Hrsg.)

Politik in Japan. System, Reformprozesse und Außenpolitik im internationalen Vergleich

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2006; 312 S.; kart., 39,90 €; ISBN 978-3-593-37998-2
Aus einer vergleichenden Perspektive zeichnen bekannte Japanforscher ein umfassendes Bild der japanischen Politik. Das Buch ist dem Münsteraner Politikwissenschaftler Paul Kevenhörster zu dessen 65. Geburtstag gewidmet. Es ist sowohl Area-Studie als auch politikwissenschaftliche Untersuchung des Regierungssystems und der Außenpolitik. Blechinger-Talcott befasst sich gleich zu Anfang mit dem Problem politischer Führung im japanischen politischen System. Sie hält die Stellung des Premierministers „im Vergleich zu Regierungschefs anderer parlamentarischer Demokratien für eher schwach“ (30). Veränderte Anreizstrukturen im politischen Prozess und die Reformen von Premierminister Koizumi könnten jedoch zu einer aktiveren Rolle führen. Ein Faktor, der japanische Regierungen zwar stets die Macht bescherte, aber gleichzeitig in ihrem Handlungsspielraum immer hemmte, war die Liberaldemokratischen Partei. Patrick Köllner zeigt in einem Vergleich mit der italienischen DC die Gründe für ihre zentrale Stellung im politischen System. Die Dominanz beider Parteien führt er im Wesentlichen auf innergesellschaftliche Faktoren zurück. Trotzdem hat die Entwicklung der japanischen Wirtschaft den Staat zum Modell für andere Länder in der Region gemacht, wie Sebastian Heilmann nachweist. Er attestiert dem japanischen Entwicklungsstaat (developmental state) ein hohes Transferpotenzial. Einen wesentlichen Grund warum Japans Beziehungen zu seinen Nachbarstaaten trotzdem immer noch belastet sind, analysiert Gebhard Hielscher in seinem Vergleich der Vergangenheitsbewältigung Deutschlands und Japans. Er erwartet allerdings keine baldige Änderung der japanischen Kultur des Schweigens: „Japans Nachbarn brauchen noch viel Geduld.“ (143) Dass sich Japans Rolle im internationalen System hingegen verändert hat, zeigen die restlichen Beiträge über die japanische Außenpolitik und Japans Rolle in der Region. Dabei werden durchaus kontroverse Thesen vertreten, wie etwas von Dirk Nabers, der meint, Japan habe mit seiner Identität als Zivilmacht gebrochen, während Deutschland sie ausbaue.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.68 | 2.21 | 4.22 | 2.22 | 2.23 | 2.35 | 4.3 | 4.21 | 4.43 | 2.262 | 2.261 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Verena Blechinger-Talcott / Christiane Frantz / Mark Thompson (Hrsg.): Politik in Japan. Frankfurt a. M./New York: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26772-politik-in-japan_31231, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 31231 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken