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Gerd Grözinger / Michael Maschke / Claus Offe

Die Teilhabegesellschaft. Modell eines neuen Wohlfahrtsstaates

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2006; 221 S.; kart., 19,90 €; ISBN 978-3-593-38196-1
Es sind vor allem zwei Befunde, die das Gerechtigkeitsempfinden in modernen Gesellschaften verletzen. Auf der einen Seite ist dies die von vielen Untersuchungen gestützte Einsicht, dass die zunehmende Individualisierung den Einzelnen größere Freiheitsspielräume bietet, zugleich aber immer höhere Anforderungen an sie stellt – und dies nicht nur in qualifikatorischer Hinsicht. Auf der anderen Seite wird die faktische Gleichheit der Chancen dieser Freiheitsausübung durch eine steigende Ungleichheit der Vermögensverteilung eingeschränkt – dem jüngsten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zufolge verfügen die vermögendsten 20 Prozent aller Haushalte über mehr als zwei Drittel aller privaten Netto-Vermögenswerte. Den Wirkungen dieser Ungleichheit kann in offenen Ökonomien nicht durch Verstaatlichung von Kapitalgütern begegnet werden, die Autoren votieren vielmehr für eine Strategie, die nicht die Wohlhabenden deprivilegiert, sondern die Autonomie der Nicht-Wohlhabenden stärkt. Konkret besagt ihr Vorschlag, dass jedem jungen Bürger zum 21. Lebensjahr eine – über Erbschafts- und Vermögenssteuer zu finanzierende – Sozialerbschaft in Höhe von 60.000 Euro ausbezahlt werden sollte. Dieser Ansatz zur Stärkung ökonomischer Bürgerrechte ist eine Alternative zum Modell des bedingungslosen Grundeinkommens und greift einen Vorschlag auf, den Bruce Ackerman und Anne Alstott bereits 1999 für die USA entwickelt haben (siehe ZPol 3/02: 1.179 f., ZPol-Nr. 17495). Im Auftrag der Heinrich Böll-Stiftung haben die Autoren dieses Modell einer Stakeholder-Society auf deutsche Verhältnisse übertragen. Über den eigentlichen Vorschlag (einschließlich der Begründungen von Finanzierungsformen und Auswirkungen) hinaus enthält der Band eine Reihe von fachlichen Kommentaren zu der hier präsentierten Idee der Teilhabegesellschaft.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.3 | 2.342 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Gerd Grözinger / Michael Maschke / Claus Offe: Die Teilhabegesellschaft. Frankfurt a. M./New York: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26760-die-teilhabegesellschaft_31218, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 31218 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken