Im Namen der Freiheit. Die amerikanische Mission
Beeindruckt von Politik und Gesellschaft der USA sprach Alexis de Tocqueville 1835 von einem „heiligen Kult der Freiheit“. Dieses hervorstechende Identitätsmerkmal der Vereinigten Staaten analysieren Besier und Lindemann vom Dresdner Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung. Sie fragen nach den Ausprägungen, Vorraussetzungen und inhaltlichen Wandlungen des Freiheitsbegriffes und legen eine überzeugende politische und gesellschaftliche Ideengeschichte der Vereinigten Staaten vor, von der Kolonialzeit bis zu George W. Bush. Es wird deutlich, dass Freiheit für die US-Kultur eine katalysierende Bedeutung besitzt und die Bürger durch traditionsreiche Vorstellungen und Rituale stets auf Neue positiv stimuliert. Es handelt sich um eine Art amerikanische Zivilreligion, die es freilich auf die ganze Welt zu übertragen gelte. Neben demokratischen Strukturen soll – anders als im europäischen Modell – vor allem ökonomische Ungebundenheit die Freiheit einer Gesellschaft gewährleisten. Gleichwohl existieren in der amerikanischen Gesellschaft verschiedenste Auffassungen von Freiheit sowie vom richtigen Verhältnis von Staat, Markt, Religion und Sicherheit. Im steten Ausbalancieren dieser unterschiedlichen Sichtweisen und der Fähigkeit zur Selbstkorrektur offenbaren sich die Charakteristika des amerikanischen Freiheitsdiskurses. Obwohl Sklaverei und Rassentrennung nicht unerwähnt bleiben, ist eine deutliche Sympathie beider Autoren für das US-Modell erkennbar. Sie verleitet sie teilweise zu einseitiger Kritik an der deutschen Gesellschaft und Kultur als zu staatsgläubig und freiheitseinschränkend, schmälert aber nicht den Nutzwert ihres Buches – auch als Beitrag einer sich entwickelnden „Freiheitsforschung“.