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Hannes Bahrmann / Christoph Links (Hrsg.)

Am Ziel vorbei. Die deutsche Einheit - Eine Zwischenbilanz

Berlin: Ch. Links Verlag 2005; 358 S.; 17,90 €; ISBN 3-86153-366-9
Den Herausgebern geht es darum, eine sachliche Zwischenbilanz zu ziehen und für einzelne Politik- und Gesellschaftsbereiche „die Entwicklungen seit 1990 zu analysieren, die entscheidenden Weichenstellungen zu benennen und aktuelle Probleme aufzuzeigen“ (9) sowie – soweit möglich – Lösungsansätze zu skizzieren. Zu den Autorinnen und Autoren, die in ihrer Meinung über die Ursachen des gegenwärtigen Zustandes durchaus nicht immer einig sind, gehören politische Akteure des Vereinigungsprozesses, Experten, die den Transformationsprozess über lange Jahre begleitet haben sowie jüngere Wissenschaftler und Publizisten. So werden die damaligen Handlungsspielräume und ökonomischen, aber auch außenpolitischen Rahmenbedingungen und Sachzwänge vergegenwärtigt sowie rückblickend einzelne Aspekte des Wandels in Ostdeutschland in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Arbeit und Soziales sowie Wissenschaft, Kultur und Medien analysiert. Kritisiert werden weniger die unter Zeit- und Problemdruck gefällten ersten Entscheidungen der Vereinigung, sondern vielmehr die Verdrängung der Folgeprobleme und das Fehlen einer Kurskorrektur im Umgestaltungsprozess. Besonderes Gewicht erfährt der Zeitpunkt der Wiedervereinigung, zu dem „zwei unterschiedliche Modernisierungsexperimente mit ungleichzeitigen Entwicklungsstufen gebündelt [wurden]. Das eine [...] war am Ende und nicht mehr reformierbar; das andere [...] befand sich jedoch [...] ebenfalls in einer grundlegenden Entwicklungskrise, global und als Typ westlicher Industriegesellschaft. Der Systembruch im Osten und der ‚Systemschock’ im Westen haben beide ihren Ausgangspunkt in den Ereignissen der Jahre 1989/90. In Verkennung dieser Zusammenhänge wurde jedes kritische Nachdenken über die eigene Gesellschaft verbannt.“ (310, Reißig) Trotz aller berechtigter Kritik müsse auch der „Sieg der Freiheit“ und die Beendigung der Teilung Europas gewürdigt werden – so resümiert Richard Schröder: „Die deutsche Einheit hat bloß Geld gekostet, kein Blut.“ (47)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.315 | 2.35 | 2.3 | 2.332 | 2.333 | 2.342 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Hannes Bahrmann / Christoph Links (Hrsg.): Am Ziel vorbei. Berlin: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/24725-am-ziel-vorbei_28572, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 28572 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken