Flucht in die Sicherheit. Zur Theorie des Autoritarismus und der autoritären Reaktion
Die kritische Auseinandersetzung mit den klassischen Theorien des Autoritarismus (Frankfurter Schule; Berkeley-Forscherteam) gewinnt angesichts neuer Anwendungsfelder infolge der Transformationsprozesse in den autoritären realsozialistischen Gesellschaften an Aktualität. Über die Reinterpretation früherer Forschungsergebnisse hinaus erarbeitet Oesterreich eine eigene Theorie der autoritären Reaktion. Ihr Kerngedanke ist, daß Menschen in Situationen der Unsicherheit Schutz bei Autoritäten (Personen, Institutionen, Normsysteme) suchen. Diese titelgebende "Flucht in die Sicherheit" kann habitualisiert werden und führt dann zur autoritären Persönlickeit. Dieser zunächst psychologische Ansatz hat zentrale politikwissenschaftliche Implikationen: Entgegen den überkommenen Erklärungsmodellen entkoppelt er den Autoritarismus von politischen Orientierungen. Die Häufigkeit des Auftretens konservativer bis rechtsradikaler Einstellungen bei autoritären Persönlichkeiten kann dann empirisch überprüft werden und ist nicht bereits im Konzept vorausgesetzt.