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Peter Gillies / Daniel Koerfer / Udo Wengst

Ludwig Erhard. Hrsg. von der Ernst Freiberger-Stiftung

Berlin: be.bra wissenschaft verlag 2010; 279 S.; Ln., 32,- €; ISBN 978-3-937233-65-9
Mit diesem Buch wird Ludwig Erhard im Rahmen der Reihe „Helden ohne Degen“ geehrt. Als erster Bundeswirtschaftsminister und zweiter Bundeskanzler Deutschlands zählt er zu den herausragenden Persönlichkeiten in der neuen deutschen Geschichte. Die Einführung der „Sozialen Marktwirtschaft“, deren Schöpfer Erhard ist, erwies sich nicht nur als Erfolgsmodell im Kalten Krieg, sondern prägt bis heute das Grundverständnis der deutschen Wirtschaftspolitik. Diese Biografie ist in mehrere Themenbereiche untergliedert. Zunächst werden drei, von unterschiedlichen Autoren verfasste, biografische Aufsätze vorgestellt. Koerfer erzählt Erhards Lebensweg von der Geburt bis zu seinem Tod. Diese klassische biografische Aufarbeitung enthält viele Hintergrundinformationen zum Leben des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers und Bundeskanzlers. So erfährt man beispielsweise, dass er aufgrund einer Verletzung im Ersten Weltkrieg auf „hohe – später tabuisierte – Morphiumdosen“ (15) angewiesen war. Wengst befasst sich vorwiegend mit der Nachkriegszeit. Der politische Aufstieg Erhards und die wirtschaftspolitischen Reformen stehen dabei im Mittelpunkt. Thematisiert werden unter anderem die Animositäten zwischen Bundeskanzler Konrad Adenauer und dessen Bundeswirtschaftsminister, die schließlich im politischen Konkurrenzkampf gipfelten und dazu führten, dass Erhard zweiter deutscher Bundeskanzler wurde. Gillies befasst sich ebenfalls mit der Nachkriegszeit im Leben Erhards, allerdings wird der Schwerpunkt auf das Lebenswerk Erhards, die soziale Marktwirtschaft, gelegt. Auch seine Überlegungen zur europäischen Integration sowie zur Globalisierung finden Erwähnung. So stellte bereits Erhard fest: „Wir sollen Brücken schlagen zu der übrigen Welt und an den Vorteilen des friedlichen Warenaustauschs zwischen allen Völkern teilhaben.“ (146) Das Buch ist in seiner Zusammenstellung sehr gelungen. Der flüssige Erzählstil und die zahlreichen Anekdoten sorgen für eine sehr gute Lesbarkeit. Darüber hinaus enthält das Buch zahlreiche Fotografien, die das geschriebene Wort hervorragend ergänzen. Vor allem für Historiker ist es empfehlenswert. Aber auch Politikwissenschaftler, die sich mit deutscher Innenpolitik beschäftigen, werden viele Parallelen zur heutigen Zeit wiederfinden.
Marko Jakob (MJ)
Dr., MBA.
Rubrizierung: 2.3 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Marko Jakob, Rezension zu: Peter Gillies / Daniel Koerfer / Udo Wengst: Ludwig Erhard. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21738-ludwig-erhard_40225, veröffentlicht am 20.04.2011. Buch-Nr.: 40225 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken