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Andreas Malycha / Peter Jochen Winters

Die SED. Geschichte einer deutschen Partei

München: C. H. Beck 2009 (Beck'sche Reihe 1944); 480 S.; 16,95 €; ISBN 978-3-406-59231-7
Eine interessante Beobachtung ergibt sich auf jeden Fall bei der Lektüre dieser Parteigeschichte: Die Autoren stellen eine „Verknüpfung von ostdeutscher Binnensicht mit einer westdeutschen Außenperspektive“ (15) in Aussicht – der Historiker Malycha hat in Leipzig studiert und war von 1983 bis 1991 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED; Winters war von 1968 bis 1999 Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Aber die beiden Teile des Bandes – die Ulbricht-Ära beschreibt Malycha, die Zeit von 1971 bis 1989 Winters – unterscheiden sich gar nicht so sehr. Sicher hat jeder Autor seinen eigenen Stil, Malycha formuliert eher allgemeiner an Strukturen orientiert, Winters lebendiger und spannender, weil er das Handeln der einzelnen Personen deutlicher benennt. Aber in der inhaltlichen Aussage gibt es keinen Ost-West-Unterschied: Die SED hatte zwar nie erkennbar die Mehrheit der Menschen hinter sich, sind sich die Autoren einig, war aber auch nie von ihr isoliert und durchaus in der Lage, „das Weltbild großer Teile der Bevölkerung“ (11) zu beeinflussen. Von Bedeutung war die erst als Handlangerin der Russen geschmähte und dann mit der SPD zwangsvereinigte Partei spätestens seit dem Mauerbau als „Karriereleiter und wichtigstes Instrument der sozialen Mobilität“ (12). Der Überblick, den die Autoren bieten, ist umfassend und liest sich darüber hinaus streckenweise als Geschichtsbuch der DDR und der deutsch-deutschen Beziehungen. Das Innenleben der Partei, das eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, kommt dabei gelegentlich etwas zu kurz, vor allem fehlen durch eigene Interviews und Recherchen erarbeitete Eindrücke von der Basis und dem täglichen Funktionieren der Doppelstruktur zu den Regierungsinstitutionen, mittels der die SED die DDR regierte. Wie die aus der SED hervorgegangene Partei DIE LINKE künftig mit ihrer Vergangenheit als Partei einer Diktatur umgeht, wird nach Ansicht der Autoren darüber entscheiden, ob sie „nur eine aufgeblähte PDS“ (408) ist oder sich doch noch als demokratische Linke auf dem Boden des Grundgesetzes etabliert kann.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.314 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Andreas Malycha / Peter Jochen Winters: Die SED. München: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21709-die-sed_37287, veröffentlicht am 01.12.2009. Buch-Nr.: 37287 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken