Skip to main content
Matthias Iser / David Strecker

Jürgen Habermas zur Einführung

Hamburg: Junius 2010 (Zur Einführung 368); 224 S.; brosch., 13,90 €; ISBN 978-3-88506-668-2
Eine Einführung in das komplexe Mammutwerk eines der bedeutendsten Philosophen der Gegenwart ist sicher keine leichte Aufgabe. Iser und Strecker lösen sie aber in sehr überzeugender Weise. Ihnen gelingt eine durchgehend klar strukturierte Einführung in das Denken von Jürgen Habermas, in der sie grundlegende Elemente und Zusammenhänge seiner Theorie präzise herausstellen und in verständlicher Weise darlegen. Den Ansatzpunkt dafür finden die Autoren in der Grundidee, die im Zentrum des Habermas’schen Denkens stehe: „Das Projekt der Moderne muss verteidigt werden.“ (10) Von diesem „Schlüssel zu seinem gesamten Werk“ (56) aus wird zunächst rekonstruiert, was das Projekt der Moderne im Kern ausmacht – nämlich das Motiv der herrschaftsfreien Verständigung – und in welcher Weise Habermas aus der Analyse der Verwendung von Sprache aufeinander aufbauende Theorien von Rationalität, Handlung und Gesellschaft entwickelt. Von hier aus ergeben sich implizite normative Gehalte der menschlichen kommunikativen Lebensform, die im Laufe der Moderne zunehmend verwirklicht wurden. Vor dem Hintergrund dieser normativen Basis werden – in einem zweiten Schritt – auch die Selbstgefährdungen der Moderne sichtbar, aufgrund derer sie verteidigt werden muss: die Vereinseitigung oder Verzerrung von Verständigungsprozessen, die Habermas als Kolonialisierung der Lebenswelt bzw. als Machtasymmetrien beschreibt. In einem dritten Schritt schließlich werden die theoretischen Überlegungen zum Konzept einer deliberativen Demokratie beleuchtet, mit denen Habermas versucht, diese Fehlentwicklungen in der Moderne zu überwinden. Die Einwände, die Habermas’ Konzeption auf diesen drei Ebenen – der theoretisch-normativen Grundlagen, der (gesellschafts-)kritischen Implikationen sowie der demokratietheoretischen „Heilmittel“ – erfahren hat, werden anschließend in knapper Form zusammengefasst. Abgerundet wird die gelungene Einführung durch ein vorangestelltes Kapitel über Habermas’ Weg als öffentlicher Intellektueller, in dem der Spannung zwischen Theorie und Praxis nachgespürt wird.
Nikolai Münch (NM)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Forschungszentrum Laboratorium Aufklärung, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.46 | 5.42 | 2.3 Empfohlene Zitierweise: Nikolai Münch, Rezension zu: Matthias Iser / David Strecker: Jürgen Habermas zur Einführung Hamburg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21702-juergen-habermas-zur-einfuehrung_36774, veröffentlicht am 10.11.2011. Buch-Nr.: 36774 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken