Geschichtswiss. Diss. Bern; Gutachter: S. Förster. – Die Geschichte der sowjetischen Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) ist insbesondere auf dem Gebiet der früheren DDR weithin unbekannt oder verdrängt. Die Beschäftigung mit der Geschichte des bolschewistischen Terrors gerät dabei leicht in den Ruf rechtskonservativer oder revisionistischer Tendenzen. Vor diesem Hintergrund gelingt der Autorin eine präzise und ausgewogen argumentierende Studie über die sowjetischen Speziallager – oftmals nachgenutzte ehemals nationalsozialistische Konzentrationslager – in der SBZ und frühen DDR. Greiner beziffert die Zahl der zwischen 1945 und 1950 inhaftierten Deutschen auf 154.000, ein Drittel überlebte die Haft nicht. Die sowjetischen Lager werden klar als Konzentrationslager – die von Vernichtungslagern abzugrenzen sind – benannt, die ihr Vorbild im GULAG hatten. Das Buch ist in drei Teile gegliedert: Ein erster Teil ist den Haftmaßnahmen der sowjetischen Besatzungsmacht, ein zweiter den Hafterfahrungen und -bedingungen in den Gefängnissen und Lagern gewidmet. Im dritten Teil werden die Hafterinnerungen und ihre Rezeption in der deutschen Gesellschaft thematisiert. Gerade dieser dritte Teil macht deutlich, wie öffentliches Erinnern oder Vergessen, Greiner spricht von „leeren Erinnerungsorten“ (377), funktioniert, welche Bestimmungsfaktoren des öffentlichen Gedächtnisses zusammenwirken müssen, um den Opfern Anerkennung widerfahren zu lassen. Insofern handelt es sich um eine doppelte Studie über Geschichte und Erinnerungsgeschichte der sowjetischen Speziallager in der SBZ.