Einführung in die politische Theorie
Unter dem in Kapitel 2 ihrer Einführung benannten Anspruch, „den Ideen ihren Stimme zurück[zu]geben“ bieten Breier und Gantschow eine um die Großbegriffe der Politik und des Politischen kreisende Darstellung zentraler Positionen und Denkansätze der Theorie und Ideengeschichte. Der in erfrischend emphatischem Stil geschriebenen Einführung geht es mithin nicht um die bloße Auflistung oder Systematisierung theoretischen Fachwissens, sondern zunächst um die Klärung des Ortes der Politik und der Politischen Theorie, von dem aus dann erst Orientierung im politischen Denken möglich wird. Die Eigentümlichkeit sozialen Seins, die konstitutive Erfahrung der Freiheit und die Anforderungen eines republikanisch verstandenen Bürgertums bilden dabei „Leuchttürme“ (7) der Darstellung, die sich auf diesem Wege auch als Anleitung zum Selbst-Denken versteht. Die Bandbreite der behandelten Denker und Positionen ist durchaus beachtlich, verfolgt aber keinen enzyklopädischen Zweck, sondern will vielmehr Trampelpfade der Ideengeschichte zugänglich machen. Als Wegbegleiter dienen Breier und Gantschow vor allen Dingen die Denker der Republik – von Aristoteles über Tocqueville bis hin zu Benjamin Barber oder Hannah Arendt, deren Werk die wohl größte Aufmerksamkeit findet. Die Akzentuierung gängiger Unterscheidungen (etwa im Sinne der Liberalismus-Kommunitarismus Debatte) tritt hinter dem Bemühen um wiederkehrende Denkmuster zur Erfassung des Phänomens des Politischen zurück: Hegel, Heidegger und Taylor finden sich neben (oder besser im Gespräch mit) Kant, Rawls und Habermas. Der Text baut dabei in der Regel auf sehr luzide gewählten Passagen der Originalwerke auf und beschränkt sich auf ein Minimum an Sekundärliteratur. Gegen die Verführungen einer als „Ingenieurkunst“ (36) verstandenen Technik des Politischen oder die Verkürzungen des Politischen auf eine Funktion der Ökonomie deuten Breier und Gantschow auf die Implikationen der Einzigartigkeit des „zoon politikon“, das sie treffend als zum freiheitlichen Handeln „weltbegabtes“ (193) Wesen verstehen.