Die Glaskugel-Gesellschaft. Transparenz als Schlüssel zur Moderne
Anliegen des Autors ist es, den Leser zur aktiven Teilnahme an der Gestaltung und Veränderung der Gesellschaft aufzufordern. Zollinger begründet seinen Appell mit dem Postulat, dass nach „archaischer", „magischer", „mythischer" und „mentaler" Epoche der Menschheit (194) nun das so genannte „integrale" Zeitalter angebrochen sei. Wesentliche Merkmale dessen seien die zunehmende Transparenz gesellschaftlicher Prozesse im Vergleich zum „mentalen" Zeitalter und die Überwindung des dualistischen Denkens durch die Ablösung der rationalen von der „arationalen" Struktur der „integralen" Epoche. Als Phänomene, die ein Sprechen von einer neuen Epoche rechtfertigen, benennt der Autor neben dem Prozess der Globalisierung vor allem den Anbruch des Informationszeitalters. Mit diesem verbindet Zollinger die Vorstellung, dass durch Internet, E-Commerce und Cyberspace Transparenz erhöht und Gestaltung durch umfassende Informationsbeschaffung ermöglicht und dadurch die offene Gesellschaft etabliert werden kann.
Die von persönlichen Stellungnahmen getragene und durchwirkte Schrift genügt nicht den wissenschaftlichen Standards. Es erfolgt keine angemessene wissenschaftliche Analyse des Gegenstandes und der Mangel an präziser Klärung der verwendeten Begriffe erschwert an vielen Stellen das Verständnis. Wenig überzeugend wirkt die Schrift auch aufgrund vom Autor erzeugter Widersprüche innerhalb seiner Argumentation. So betont er fast in einem Atemzug: „[...] plädiere ich für die Überwindung des dualistischen Denkens" (42), um einen Satz später auszuführen: "Die 'externen' Hauptfeinde [der offenen Gesellschaft] sind z. B. jene islamistischen Fundamentalisten, deren [...] Weltanschauung unsere Zivilisation als satanische Macht [...] bezeichnet." (42) Wenig später heißt es dann weiter: „Das heißt nicht, dass wir Christen nicht klar erkennen sollen, welche generellen Hindernisse für uns bestehen, um den Islam zu bejahen." (43)