Mit diesem Buch knüpft Vollrath an seine letzte große Veröffentlichung über die „Grundlegung einer philosophischen Theorie des Politischen" (1987) an. Er richtet seinen Blick auf die vorherrschenden Denkgewohnheiten und analysiert, inwieweit die Qualität des Politischen von der Art und Weise seiner begrifflichen Wahrnehmung abhängt. So ist die politische Realität, in der wir leben, entscheidend von den kategorialen Hinsichten und Denkmustern geprägt, in denen wir das Politische denken, deuten und symbolisch auslegen. Vollrath analysiert in vergleichender Perspektive die unterschiedlichen Wahrnehmungshorizonte, vor denen das Politische in den USA, in Großbritannien, in Frankreich und in Deutschland zu Bewusstsein kommt. Dabei entfaltet er die Eigentümlichkeiten des deutschen Selbstverständnisses, dessen etatistisches und herrschaftszentriertes Grundmuster er anhand von drei Disziplinen nachzeichnet: der juristischen Staatslehre, der politischen Philosophie und der Historiografie. Am Ende plädiert der Autor für eine neue Wahrnehmung des Politischen. Ausgehend von Kants reflektierender Urteilskraft, die als „erweiterte Denkungsart" das weltlich Gemeinsame ins Auge fasst, hebt Vollrath den freiheitsförderlichen Charakter einer „differenzrepräsentativen republikanischen Verfassungsdemokratie" (220) hervor. Dieser stellt er das „identitätsrepräsentative Paradigma" gegenüber, das auf der Identität von Herrschern und Beherrschten fußt und substanziell zu Homogenität und Einheitlichkeit neigt. Nach Vollrath drückt sich eine intakte Verfassungsdemokratie in ihrer institutionellen Vielfalt und dem Macht anvertrauenden Verhältnis zwischen Repräsentierten und Repräsentanten aus. Als politische Ordnung ist sie damit originär politisch; denn das Politische konstituiert sich über handelnde Anteilnahme an „der Welt der menschlichen Angelegenheiten in ihrer differentiellen Gemeinsamkeit" (219).