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Marion Löffler (Hrsg.)

Geschlechterpolitische Strategien. Transformationen von Staatlichkeit als politisch gestaltbarer Prozess

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2012 (Politik der Geschlechterverhältnisse 50); 183 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-593-39658-3
In dieser zweiten Teilveröffentlichung ihrer Dissertation (beide Bücher können aber unabhängig voneinander gelesen werden, siehe für den ersten Teil Buch-Nr. 41410) geht es Löffler „nicht um eine Beschreibung des gegenwärtigen sozialen und staatlichen Wandels, sondern um das verfügbare theoretische Repertoire, mit dem diese Transformationsprozesse benannt und zusammengedacht werden können“ (12). Der staatstheoretische Mainstream betrachtet die in den vergangenen Jahrzehnten erfolgten Transformationen des Staates vor allem als Reaktion auf veränderte politökonomische und gesellschaftliche Gegebenheiten. Die Autorin hingegen besteht darauf, dass erstens sowohl die Veränderung von Staatlichkeit wie auch gesellschaftliche (und damit gleichsam geschlechtsbezogene) Wandlungsprozesse „politisch gemacht“ (12) sind und dass sich diese Prozesse, zweitens, nicht in abhängige und unabhängige Variablen unterteilen lassen, sondern nur in ihrem wechselseitigen Zusammenhang gedacht werden können. Um dies zu zeigen, schlägt sie empirisch einen weiten historischen Bogen staatlicher Transformationsprozesse von der frühen Neuzeit bis heute und diagnostiziert mithilfe theoretischer Überlegungen von Bourdieu, Foucault und Walby ein „Wechselverhältnis zwischen Männlichkeit als Ressource im Ringen um Partizipation an Herrschaftsausübung und staatlicher Herrschaft als Ressource für Männlichkeit“ (127). Der theoretisch als Übergang zur Governance gefasste Wandel von Staatlichkeit war beziehungsweise ist zwar – nicht nur aus feministischer Sicht – mit der Hoffnung auf Hierarchieabbau und Demokratisierung verbunden. Zum Teil mag diese Hoffnung berechtigt und auch bereits empirisch nachweisbar sein; trotzdem ist es dringend erforderlich, so die Autorin, Governance-Theorien herrschaftstheoretisch aufzurüsten, damit die gleichzeitig vorhandene reaktive und herrschaftsstabilisierende Komponente des Netzwerkstaates nicht aus dem Blickfeld gerät. Damit steckt Löffler anspruchsvoll die zukünftige Agenda einer Staatstheorie ab, die sich nicht nur als Beschreibung staatlicher Anpassungsprozesse versteht, sondern zugleich Gesellschafts- und Politiktheorie sein will.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.41 | 2.27 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Marion Löffler (Hrsg.): Geschlechterpolitische Strategien. Frankfurt a. M./New York: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14906-geschlechterpolitische-strategien_42569, veröffentlicht am 15.11.2012. Buch-Nr.: 42569 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken