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Frank Decker

Parteien und Parteiensysteme in Deutschland

Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2011 (Brennpunkt Politik); 131 S.; kart., 14,90 €; ISBN 978-3-17-021493-4
Mit der neuen Reihe „Brennpunkt Politik“ wollen die Herausgeber Martin Große Hüttmann, Gisela Riescher, Reinhold Weber und Hans Georg Wehling aktuelle Tagespolitik und seriöse politische Wissenschaft einem breiten Publikum in verständlicher Darstellung vermitteln. Decker eröffnet mit der Beantwortung der Frage, was Parteien ausmacht und welche Funktionen sie ausüben. Stets in konstruktiver Auseinandersetzung mit klassischen und zeitgenössischen Parteienforschern, arbeitet er typologische Merkmale politischer Parteien heraus und unterscheidet vier Funktionen: Repräsentations-, Steuerungs-, Legitimations- sowie Sozialisations- und Elitenrekrutierungsfunktion. Eine Krise – oder besser: ein Wandel – der nationalen Parteien könne vor allem hinsichtlich der Legitimations- und Repräsentationsfunktion festgestellt werden, schreibt Decker. Typologie und Wandel des Parteiensystems werden in adäquater Verknüpfung zum Wahlsystem dargestellt und in die grundlegenden Erkenntnisse von z. B. Sartori oder Lijphard eingebettet. In einem Abschnitt zum deutschen Wahlsystem wird auch die aktuelle Problematik der Überhangmandate aufgegriffen. Decker erweitert außerdem den Cleavage-Ansatz zweidimensional und legt damit ein Erklärungsmodell für den Wandel des Parteiensystems vor. Mit Blick auf Deutschland schließt er mit drei Zukunftsszenarien für die Koalitionsbildung im Fünfparteiensystem, von denen er ein lagerübergreifendes Bündnis im Jahr 2013 für wahrscheinlich hält. Im letzen Teil wird die im ersten Kapitel aufgerissene Parteien-Problematik wieder aufgegriffen und mit Informationen zur innerparteilichen Demokratie und Parteiorganisation sowie zum Parteienwettbewerb ergänzt. Die allgegenwärtige Parteienkritik betrachtet Decker entlang der entworfenen Funktionen differenziert und gibt Empfehlungen für eine Reform von Parteien, wie z. B. eine bessere gesellschaftliche Vernetzung und innerparteiliche Demokratisierung durch Urwahlen. Dieses kompakte Buch wartet nicht nur mit exzellenten eigenen Analysen und Definitionen auf, sondern leitet auch zur kritischen Betrachtung der gängigen Modelle an.
Astrid Kuhn (ASK)
M. A., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin von Prof. E. Schuett-Wetschky.
Rubrizierung: 2.331 Empfohlene Zitierweise: Astrid Kuhn, Rezension zu: Frank Decker: Parteien und Parteiensysteme in Deutschland Stuttgart: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14893-parteien-und-parteiensysteme-in-deutschland_41663, veröffentlicht am 02.02.2012. Buch-Nr.: 41663 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken