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Ryota Nishino

Changing Histories. Japanese and South African Textbooks in Comparison (1945-1995)

Göttingen: V&R unipress 2011 (Die Schriftenreihe 129); 222 S.; 31,90 €; ISBN 978-3-89971-816-4
Geschichtsschulbücher werden von ihren Lesern in aller Regel als wahrhaftige Faktenschilderung akzeptiert. Umso umkämpfter sind ihre Inhalte. Das gilt insbesondere für Staaten, die um ihre eigene Identität ringen. Mit zweien solcher Länder und deren Geschichtspolitik beschäftigt sich Nishino. Der Autor vergleicht die Geschichtspolitik von Japan und von Südafrika zwischen 1945 und 1995 anhand der Analyse der Darstellung von je vier Themen der nationalen Geschichte in insgesamt sechzig staatlich zugelassenen Lehrbüchern. Der Vergleich zeigt, dass insbesondere die lange Einparteienherrschaft in beiden Ländern dafür sorgte, dass sich die zuständigen Behörden beider Länder trotz nationaler und internationaler Kritik weitgehend resistent gegenüber Reformforderungen verhielten. Zudem nutzten beide Staaten sehr ähnliche Strategien zur Uniformierung der nationalen Geschichte. So nehmen rassisch und ethnisch begründete Eigenheiten vermeintlich gegebener Wir-Gruppen in den Geschichtsbüchern beider Länder einen großen Platz ein. Historische Konflikte zwischen ethnischen und sozialen Gruppen werden verharmlost, um die aktuelle Gesellschaftsform als ein aus einem organisch-natürlichen Wachstum hervorgegangenes Gebilde zu (re-)konstruieren. Zudem legt Nishinos Arbeit offen, dass, obwohl das südafrikanische Apartheidsystem im Unterschied zum formal demokratisierten politischen System Japans ein autoritäres Regime war, es in Südafrika mehr Raum für Innovation und Reform gab als in Japan, wo die Entscheidungskompetenz über die Inhalte von Geschichtsbüchern in einer ministerialen Bürokratie monopolisiert wurde. Diese weigerte sich, die Forschungsergebnisse der progressiveren, universitären Geschichtswissenschaft zu integrieren und hielt an einem Geschichtsunterricht fest, der sich darauf konzentriert, Daten und Fakten zu vermitteln, um zwischen den Zeilen auf subtile Art und Weise die Gewalt und Brutalität in der jüngeren Geschichte Japans zu verharmlosen.
Marius Hildebrand (HIL)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.263 | 2.23 | 2.67 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Marius Hildebrand, Rezension zu: Ryota Nishino: Changing Histories. Göttingen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14880-changing-histories_40627, veröffentlicht am 08.09.2011. Buch-Nr.: 40627 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken