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Eric Voegelin

Die Natur des Rechts. Aus dem Englischen, mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Thomas Nawrath

Berlin: Matthes & Seitz 2012 (Batterien NF 010); 221 S.; geb., 24,90 €; ISBN 978-3-88221-617-2
Der Frage nach der Substanz des Rechts ging der emigrierte Philosoph und Politikwissenschaftler Eric Voegelin 1957 in einer Vorlesung an der Louisiana State University nach. Der darin formulierte Entwurf einer Gesellschaftstheorie des Rechts ist nicht ohne seine ab 1938 unterbreiteten Gedanken zu einer „History of Ideas“ als Kontext rekonstruierbar. Thomas Nawrath ergänzt die Übersetzung mit einem ausführlichen Anmerkungsapparat und einem Kommentar, der jene ideenhistorische Kontextualisierung liefert, ordnet den Text jedoch nicht in den juristischen oder philosophischen Diskurs ein. Voegelin entblättert systematisch die philosophische Grundlage des Rechtsbegriffs, er betont die Geltung der Rechtsordnung gerade in der Zeitlichkeit und sprachlichen Fassung. Die Normativität des Rechts und der Prozess seiner Setzung als Teil der Substanz bettet es in eine gesellschaftliche Ordnung. Auf der Suche nach dem Urgrund der Rechtsgeltung grenzt sich Voegelin explizit von der Rechtslehre Hans Kelsens ab und bindet sie an die gesellschaftliche Ordnung als andauernde Struktur menschlicher Existenz. Rechtsregeln werden nach Voegelin vom Menschen geschaffen, durch ihre Autonomie, Gebundenheit und Autorität als Repräsentanten der Gesellschaft. Er spricht sich zum einen für die Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung der Rechtsordnung aus, zum anderen sieht er eine Spannung zwischen der wahren und der positiven Ordnung, die in Schutzmaßnahmen wie der Gewaltenteilung, Grundrechten und einer unabhängigen Rechtsprechung manifestiert werden. Eine Gesellschaftstheorie des Rechts bedeutet demnach, „dass Menschen dieselbe Idee des Rechts teilen, wobei Recht etwas ist, das von den positiven Gesetzen insofern unterschieden bleibt, dass sich letztere auf diese Idee des Rechts beziehen. Und innerhalb dieser plastischen Vorstellung der Gesellschaft, in denen all die verschiedenen Kräfte einander entgegen- und zusammenwirken, die den politischen Autoritäten sowie der menschlichen Vernunft und göttlichen Erfahrung entstammen, wird diese Idee alltäglich erfahren.“ (186 f.)
Ellen Thümmler (ET)
Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.44 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Eric Voegelin: Die Natur des Rechts. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14487-die-natur-des-rechts_40299, veröffentlicht am 18.10.2012. Buch-Nr.: 40299 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken