Geschichtswiss. Habilitationsschrift Budapest. – Im Herbst 1956 vollzog sich in Ungarn eine Revolution. Breite gesellschaftliche Kräfte erhoben sich gegen die kommunistische Diktatur und die sowjetische Besatzungsmacht. Im Verlauf dieses bewaffneten Freiheitskampfes kam es zum Einmarsch der Sowjetarmee. Den Ablauf dieser Ereignisse schildert Kastner im ersten Teil und stützt seine Analyse auf die Auswertung von Berichten der DDR-Botschaft in Budapest, der CIA und der UNO. Die Frage, inwieweit Ungarn 1956 für die Vereinten Nationen „tatsächlich interessant“ war und ob es „echte Anstrengungen gegeben hat, die über das standardisierte Business as usual hinausgingen“ (18), beschäftigt den Autor. Das Verhalten des (westlichen) Auslands während des Ungarnaufstands, meist auch das der Vereinten Nationen, wird, wie Kastner bemerkt, oftmals kritisiert. Ihnen wird nicht nur von den Ungarn Versagen vorgeworfen. Tatsächlich sei diese Kritik nicht gerechtfertigt. Die Möglichkeiten der Weltorganisation seien überschätzt worden: „Die UNO konnte keine Polizeitruppen schicken, sie konnte keine Wahlen durchführen und sie konnte die sowjetischen Truppen einfach nicht mit Waffengewalt vertreiben. Sie konnte derartige Dinge nur fordern, was sie eindrucksvoll tat.“ (277) Die UNO habe alle diplomatischen Mittel ausgeschöpft, u. a. seien die Sowjetunion und Ungarn mehrmals verurteilt worden. Der Preis für eine militärische Befreiung Ungarns wäre zu hoch gewesen, zumal ein diesbezüglicher Beschluss aufgrund des sowjetischen Vetos verhindert worden wäre. Die UNO habe nichts unternommen, was den Frieden gefährdet hätte, vielmehr habe sie versucht, eine Verständigung zwischen den Ungarn und der Sowjetunion herzustellen. Es sei deutlich geworden, dass die UNO gegen diktatorische Supermächte machtlos sei. Insgesamt habe sie sich zwar als „ein schlechtes Forum für die ungarische Frage“ erwiesen, aber es habe „einfach kein besseres“ (279) gegeben.