Skip to main content
Sebastian Reinfeldt

Nicht-wir und Die-da. Studien zum rechten Populismus

Wien: Braumüller 2000 (Studien zur politischen Wirklichkeit 8); X, 228 S.; kart., 52,- DM; ISBN 3-7003-1312-8
Auch wenn die Aussage Reinfeldts, "[e]ine politikwissenschaftliche Auseinandersetzung mit der FPÖ erzwingt eine eigene politische Positionierung" (3), nicht nachzuvollziehen bleibt und die - ohne Zweifel ehrenwerten, legitimen - politischen Stellungnahmen des Autors im Rahmen der wissenschaftlichen Analyse zur Gänze überflüssig sind: Das Buch ist eine exzellente Studie zum Populismus (nicht nur) in Österreich, die auch zu der notwendigen Unterscheidung zwischen den Begriffen "Populismus" und "Rechtsextremismus" einen wertvollen Beitrag leistet. Dabei wird Populismus als eine "Ideologie ohne Weltanschauung" (3) verstanden, d. h. als eine relativ starre ideologische Form (59) mit variablen Inhalten. Ausgehend von der These, dass die FPÖ unter Jörg Haider eine "rechte populistische Partei" (3) ist, analysiert der Autor, wie die FPÖ funktioniert, auch wie mediale und politische Skandalisierungsversuche die politische Strategie der FPÖ stützen und gleichsam eine Symbiose zwischen der Partei und den Haider-Gegnern entsteht (136). Dies geschieht nicht über den von der Extremismusforschung entwickelten Zugang zur Analyse der FPÖ (38 ff.); Reinfeldt weist einen ideologiekritischen oder soziologischen Ansatz ausdrücklich zurück. Vielmehr versteht er die FPÖ (wie auch die Schweizer SVP, die italienische Lega Nord, die baden-württembergischen Republikaner und die bayerischen Christsozialen) als "das innenpolitische Symptom der westeuropäischen, liberal-demokratischen Normalität nach 1989" (2) und weitet damit seine Kritik an der FPÖ auf die politischen Kulturen Westeuropas, im konkreten Fall derjenigen Österreichs, aus. Das Buch, das das Ergebnis einer mehrjährigen Forschungsarbeit im Bereich der Diskurs- und Textanalyse ist, stellt eine analytisch präzise, sprachlich auf hohem Niveau geschriebene Studie der verbalen Balanceakte der Freiheitlichen Partei dar, von Abgrenzungen, Versprechen, Rücknahmen, Schuldzuweisungen und Selbstdarstellungen. - Mit einem Vorwort von Anton Pelinka. Inhalt: I. Ein Gespenst geht um; II. Populismus und der Kampf um politische Hegemonie: II.A. Orte des Politischen: Parlament, Partei, Medien, politische Kultur; II.B. Politische Hegemonie und Kultur in Österreich: II.B.1. Die Sozialpartnerschaft. II.C. Rechtsextremismus und politische Kultur; II.D. Populismus ist ein politischer Modus: II.D.1. Der Populismus der FPÖ - eine Collage; II.D.2. Zur Genealogie des Populismus; II.D.3. Systematische Zugänge zum Populismus. II.E. Populismus und seine Gegenüber: II.E.1. Politik als Konflikt derselben; II.E.2. Politische Semiotiken. II.F. Der Wille zur Neuen Ordnung. III. Die FPÖ im Kontext: III.A. Die Artikulation der Freiheitlichen: Eine "Behandlung" der Einwände gegen die FPÖ durch die FPÖ; III.B. Leseweisen der FPÖ; III.C. J. H., Ein charismatischer Führer?; III.D. Eine grenzenlose Panik in Österreich und ihre Folgen: III.D.1. Dezember 1989: Der Ruf nach einer neuen Polizei; III.D.2. Im März 1990: Panik an den Grenzen; III.D.3. Asyl, Recht und Hunger; III.D.4. Einwanderung als Thema politischer Feindbestimmung; III.D.5. Österreich zuerst!; III.D.6. Die "Maßnahmen" im Überblick. IV. Rechter Populismus im nationalen Wettbewerbsstaat: IV.A. Populistische Konfigurationen: IV.A.1. Die Diskussion über Migration - revisited. IV.B. Populismus und das Dispositiv des nationalen Wettbewerbsstaates: IV.B.1. Das An-Reizen eines nationalen Sparwillens; IV.B.2. Der Vertrag mit Österreich. V. Proliferationen des Populismus.
Leslie Piert (LP)
Rubrizierung: 2.4 | 2.25 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Leslie Piert, Rezension zu: Sebastian Reinfeldt: Nicht-wir und Die-da. Wien: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/13287-nicht-wir-und-die-da_15922, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15922 Rezension drucken