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Stephan Rudas

Österreich auf der Couch. Zur Befindlichkeit eines Landes

Wien: Ueberreuter 2001; 197 S.; Ln., 19,90 €; ISBN 3-8000-3791-2
Der Wiener Psychiater und Psychotherapeut Rudas legt - frei nach Freud - seine Landsleute auf die Couch. Seine Frage: Gibt es ein charakteristisch österreichisches Lebens- und Verhaltensmuster? Eine ganz eigene Mentalität? Von der Tagespolitik hält sich Rudas bewusst fern. Wer schnell nachlesen möchte, warum so viele Österreicher Haiders FPÖ gewählt haben, kommt in diesem Buch nicht auf seine Kosten. Sehr ausführlich aber werden Geschichte und gegenwärtige Politik aus einem psychoanalytischen Blickwinkel betrachtet, die charakterisierten Politikertypen kann der Leser selbst mit den realen Akteuren verknüpfen. Die Funktion und Entstehung landestypischer Klischees wird ebenso erklärt wie das Drehbuch, dem die "Inszenierung der Szene Österreich" (189) folgt. Und obwohl Rudas erklärtermaßen keinen politischen Österreich-Kommentar schreiben wollte, weist sein Anspruch in genau diese Richtung: "Es geht darum, mithilfe der praktischen Anwendung dieser Einsichten möglichst viele Menschen dabei zu unterstützen, ein möglichst hohes Maß an persönlicher Autonomie und Selbstentfaltung leben zu können." (194) - Und eine stabile Mentalität macht sicher weniger anfällig für rechtspopulistische Parolen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.4 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Stephan Rudas: Österreich auf der Couch. Wien: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/13201-oesterreich-auf-der-couch_15817, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15817 Rezension drucken