Erlösung und Utopie. Jüdischer Messianismus und libertäres Denken. Eine Wahlverwandtschaft
Die Untersuchung des französischen Soziologen befaßt sich mit Denkern, die auf den ersten Blick außer ihrem Judentum und ihrer Generationszugehörigkeit nicht viel gemeinsam haben. Löwy sieht einen "historischen Messianismus" (268) bei ihnen, dessen Kritik linearer Fortschrittsgläubigkeit sehr unterschiedliche Formen annimmt, gleichwohl aber in der Aufklärung wurzelt. Neben originären Ausführungen über den Zeitbegriff (etwa 274 f.) regt die Studie durch innovative methodologische Überlegungen an, wenn Löwy den alten Begriff der "Wahlverwandtschaften" (14 ff.) für seine These fruchtbar machen will. Wahlverwandtschaft ist weder Affinität, noch Korrelation, noch Einfluß; der Begriff erlaubt es aber, "Interaktionsprozesse zwischen Elementen darzustellen, deren Verhältnis weder unmittelbar kausal noch 'expressiv' wie das zwischen Form und Inhalt ist" (22). Damit ist die Untersuchung auch epistemologisch durchaus von Interesse.
Inhalt: Einleitung: Die Besiegten der Geschichte; 1. Zum Begriff der Wahlverwandtschaft; 2. Jüdischer Messianismus und libertäre Utopie - Von den "Korrespondenzen" zur "attractio electiva"; 3. Parias, Rebellen und Romantiker: Versuch einer soziologischen Analyse der jüdischen Intelligenz in Mitteleuropa; 4. Religiöse Juden mit anarchistischen Tendenzen: Martin Buber, Franz Rosenzweig, Gershom Scholem, Leo Löwenthal; 5. "Theologia negativa" und "utopia negativa": Franz Kafka; 6. Abseits und am Scheideweg: Walter Benjamin; 7. Zwischen Assimilation, religiösem Atheismus und libertärer Utopie: Gustav Landauer, Ernst Bloch, Georg Lukács, Erich Fromm; 8. Kreuzwege, Treffpunkte und Figuren: einige Beispiele; 9. Eine französische Ausnahme: Bernard Lazare.