Der in Potsdam lehrende Politikwissenschaftler war von 1990 bis 1992 als Staatssekretär in Brandenburg zuständig für die dortigen Gedenkstätten und von 1993 bis 1997 hat er die Position des Gründungsdirektors der "Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten" eingenommen. Das Buch enthält Artikel, Vermerke, Reden und Erklärungen aus diesen Jahren, die sich alle mit Möglichkeiten und Grenzen eines institutionalisierten Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus befassen. Trotz ihrer Heterogenität spiegeln die Texte einen gewiß noch nicht abgeschlossenen Lernprozeß wider, der - nur vordergründig an der Person des Autors festzumachen - die Frage betrifft, wie in Deutschland nach der Wiedervereinigung die Erinnerung an die NS-Verbrechen gestaltet werden sollte. Im Blick zurück auf die je unzureichenden Praktiken in West- und Ostdeutschland - mit ihrer ritualisierten und deshalb weitgehend folgenlosen Gedenkkultur auf der einen, der oftmals politischen Instrumentalisierung im Sinne eines angeordneten Antifaschismus auf der anderen Seite - plädiert Dittberner für eine Entformalisierung des Gedenkens. Nur wenn die Gedenkstätten von einer verfehlten Sakralisierung befreit würden und der Umgang mit ihnen möglichst nahe in die Alltagspraxis von Schulen und Universitäten, Betrieben und Behörden eingebunden wird, könnten sie ihre zentrale Funktion erfüllen. Und die besteht auch heute darin, sichtbar zu machen, daß das "Gemeinwesen seine moralische Verankerung in der bewußten Negation des Nationalsozialismus" (226) findet.