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Rassismus, (Gegen-)Macht und Emanzipation im politischen Denken. Zur Dekolonisierung der Internationalen Beziehungen

04.01.2018
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Hendrik Simon, Dipl.-Politologe und Magister Artium

Secretary Tillerson Attends a Powhiri Welcome Ceremony in Wellington 34742408580US-Außenminister Rex Tillerson wurde im Juni 2017 in Neuseeland mit einer traditionellen Zeremonie begrüßt. Zwar steht der neuseeländische Amtskollege Gerry Brownlee neben dem Gast, dennoch lässt die freundliche Geste nicht das Bild einer Begegnung auf Augenhöhe entstehen. Foto: U.S. Department of State from United States (Wikimedia Commons)

 

Zusammenfassung

Ausgehend von dem Eindruck, dass rassistisches Gedankengut in politischer Theorie und Praxis der jüngeren Gegenwart – nicht nur, aber insbesondere in den USA unter Donald Trump – an Bedeutung gewonnen hat, beleuchtet der Beitrag aktuelle Debatten zur Dekolonisierung der noch heute zu weiten Teilen US-amerikanisch geprägten politikwissenschaftlichen Teildisziplin der Internationalen Beziehungen (IB). Dazu wird in grundlegende Fragestellungen, Diskussionen und Geschichte(n) der Dekolonisierung in den IB eingeführt. Dies geschieht unter anderem mit Verweis auf entsprechende wissenschaftliche Kontroversen an einer der zentralen Institutionen für innovative Forschung in den IB, dem Centre for Advanced International Theory (CAIT) an der University of Sussex in Brighton (UK).

 

1. „Die Gegenwart der Vergangenheit“: Rassismus und Imperialismus in den IB
2. Was heißt: „Dekolonisierung der IB“?
3. Kritische Theorie(n): Diskurse zur Dekolonisierung der IB am Centre for Advanced International Theory
4. Robert Vitalis: Kritische Genealogien einer Disziplin an der Macht
5. Dekolonisierende Praktiken in Lehre, politischer Bildung und Pädagogik
6. Ausblick: Wie weiter mit der Dekolonialisierung der IB?

 

1. „Die Gegenwart der Vergangenheit“1 : Rassismus und Imperialismus in den IB

„Es scheint heute so, als ob rassistische und imperialistische Ideologien ein für alle Mal der Vergangenheit angehörten“, so der US-amerikanische Philosophieprofessor Thomas McCarthy 2009.2 Das, so McCarthy, legten die wissenschaftliche Zurückweisung von Rassentheorien in den 1920er- und 1930er-Jahren, erfolgreiche Entkolonialisierungskämpfe und Bürgerrechtsbewegungen seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ebenso wie die zunehmende Verrechtlichung internationaler Beziehungen, insbesondere mit der UN-Charta (1945) und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (1948), nahe. Im öffentlichen Diskurs der USA ließ zudem die Wahl Barack Obamas zum ersten afroamerikanischen US-Präsidenten 2008 bei zahlreichen Kommentator*innen den Eindruck entstehen, man habe die Schwelle zu einer post-rassistischen Ära überschritten.3

Gegen diesen Eindruck hat McCarthy allerdings eingewendet, dass Rassismus und Imperialismus grundlegende und miteinander verflochtene Elemente der modernen Weltordnung und damit auch der sich in der Moderne herausbildenden internationalen Beziehungen seien. Von dieser „Gegenwart der Vergangenheit“, also vom kolonialen und rassistischen Erbe, war und ist, wie McCarthy anschaulich gezeigt hat, auch politische Theorie und Wissenschaft geprägt. Während liberale Theoretiker wie Immanuel Kant (1724-1804) und John Stuart Mill (1806-1873) von „Ungleichmäßigkeiten der soziokulturellen Entwicklung“ ausgingen, nutzten Sozialdarwinisten des späten 19. Jahrhunderts Narrative „unterschiedliche[r] Stadien der Evolution“ zur offen biologistischen Legitimation von inner- sowie internationaler Herrschaft, Ungleichheit und Kolonialismus.4

Angesichts der massiven Auswirkungen von Imperialismus und Rassismus in fünf Jahrhunderten reichten also fünf Jahrzehnte teils durchaus erfolgreicher Entkolonialisierungsbemühungen keineswegs aus, so McCarthy zutreffend, um rassistische Ideologien vollständig auszulöschen. Dieser Eindruck erhärtet sich angesichts des weltweiten (Wieder-)Aufstiegs rechtspopulistischer, völkisch-nationalistischer und teils (post-)faschistischer Bewegungen und Politiker*innen.5 Schon vor seiner Wahl zum US-Präsidenten hat Donald Trump Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit und Sexismus im US-amerikanischen politischen Diskurs verstärkt salonfähig gemacht. Der im Populismus à la Trump, Le Pen oder Höcke zum Ausdruck kommende Rassismus ist also keineswegs neu, hat sich allerdings, wie Didier Eribon anhand des jüngeren Wahlverhaltens in Teilen der französischen Arbeiterbewegung gezeigt hat, weltweit erneut zu einem bedeutsamen Modus der Wahrnehmung der Welt entwickelt – „unterstützt und allmählich ideologisch angereichert von einem organisierten Diskurs, der ihm Sicherheit und politische Bedeutung verlieh.“6

2. Was heißt: „Dekolonisierung der IB“?

Es mag auch an diesen sozialen und politischen Herausforderungen liegen, denen sich demokratische Gesellschaften in einer so wahrgenommenen „Ära der Krisen“7 ausgesetzt sehen, dass sich in der Disziplin der Internationalen Beziehungen (IB) kritische Stimmen mehren, die unter dem Motto Decolonising International Relations (erneut) eine stärkere Hinwendung der politikwissenschaftlichen Teildisziplin zu post-kolonialen Perspektiven und damit zu Auseinandersetzungen mit „Rassismus“8 und „Imperialismus“9 fordern.10

Dabei wird zu Recht auf Schwierigkeiten verwiesen, die einer angestrebten Dekolonisierung nicht nur im Allgemeinen (etwa aufgrund einer nach wie vor spürbaren Dominanz westlicher Wissenschaft, Denklogiken und Publikationsorgane), sondern im Besonderen der IB und ihrer Theoriebildung entgegenstehen. So waren „die“ IB, Kritikern zufolge, noch bis vor kurzem besonders resistent gegenüber dekolonisierenden Impulsen11 – oder aber kaum an ihnen interessiert (siehe unten).12 Das mag einerseits am klassischen Sujet des Fachs liegen, das durch alle Debatten zwischen „(Neo-)Realisten“, „(Neo-)Liberalen“ und „Konstruktivisten“ hindurch überwiegend der moderne Nationalstaat beziehungsweise das „westfälische Staatensystem“13 als zentraler Referenzrahmen geblieben ist. Andererseits, und damit eng verbunden, gelten die IB bis heute in erster Linie als US-amerikanische Disziplin14, die sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt hat.

Ausgehend von einem ausgeprägten Ahistorismus und Präsentismus15 sowie von einem methodologischen Nationalismus ist die Disziplin demzufolge vorwiegend auf „Macht“, „nationale Sicherheit“, „Souveränität“ und Analysen von „Kriegsursachen“ ausgerichtet gewesen. Diese Form der Theorie- und Begriffsbildung ist, so wird bemängelt, zulasten einer kritischen Reflexion über die Verwurzelung des modernen Nationalstaates und des europäischen Staatensystems in Kolonialismus, Imperialismus und Rassismus betrieben worden.16 Da Rassismus und Imperialismus für die Verteidigung der „nationalen Sicherheit“ nicht hilfreich erschienen, seien sie, so etwa Sankaran Krishna, aus dem wissenschaftlichen Diskurs verdrängt worden. Mehr noch: Der IB-Diskurs habe sich gar zur „Prosa der Aufstandsbekämpfung“ („prose of counter-insurgency“) entwickelt, stets darauf bedacht, Gefahren und Risiken für den modernen souveränen Staat, insbesondere die USA, und seine Machthaber auszumerzen.17

Diesen Verengungen der Analyseobjekte stellen dekolonisierende beziehungsweise post-koloniale Ansätze in den IB sowie die „kritische Friedensforschung“18 Theorien und Studien entgegen, die von Historisierung, Kontextualisierung und der Einbeziehung von bislang vernachlässigten Akteuren, Ereignissen und Perspektiven, etwa im Spannungsfeld von „Macht und Gegenmacht“19 oder „Herrschaft und Widerstand“, ausgehen.20 Bei der Dekolonisierung der IB geht es, mit anderen Worten, um Gegen-Geschichten der IB und ihrer Theorie – und damit um eine Genealogie dieser von Machtkonzepten durchdrungenen Disziplin, mit der die Überwindung kolonialer Denkweisen in Forschung und Lehr-Curriculum begünstigt werden soll.21

Allerdings sollte auch in Hinblick auf die berechtigte Forderung nach einer Dekolonisierung der IB berücksichtigt werden, dass sie in Teilen der IB und der genannten „kritischen Friedensforschung“ keineswegs derart neu ist wie manchmal behauptet wird.22 So spielten etwa die lateinamerikanischen Dependencia-Kritiker in den 1970er- und 1980er-Jahren eine zentrale Rolle für die IB als kritische Theorie.23 Sie wiederum lösten die ältere, in der Internationalen Politischen Ökonomie allerdings weiterhin wirkmächtige Imperialismuskritik ab. Dass wir es, so gesehen, auch in Hinblick auf die Dekolonisierung der IB mit der schon angesprochenen „Gegenwart der Vergangenheit“ zu tun haben, mag einerseits ermutigen (im Sinne einer Selbstverortung kritischer Forscher*innen in einer kritisch-emanzipatorischen Denktradition), andererseits aber (angesichts des Fortdauerns rassistischer Praxis und Theorie) auch ernüchternd wirken.

3. Kritische Theorie(n): Diskurse zur Dekolonisierung der IB am Centre for Advanced International Theory

Gleichwohl bleibt die Weiterarbeit an dekolonisierenden, das heißt kritisch-genealogischen Perspektiven auf die IB angesichts der oben skizzierten Gegenwart der rassistischen Vergangenheit in internationaler Politik und IB außerordentlich wichtig. Einen besonders fruchtbaren institutionellen Rahmen für entsprechende kritisch-innovative Forschung bietet dafür das Centre for Advanced International Theory (CAIT) an der University of Sussex in Brighton (UK).24 Für eine Beschäftigung mit der Dekolonisierung der IB erscheinen daher eine Skizzierung der Arbeit von CAIT und der hier geführten wissenschaftlichen Debatten zum Thema weiterführend.

Ausgehend von den Annahmen, dass die Wurzeln der IB in der anglo-amerikanischen Politik und Wissenschaft eine stark westlich-eurozentrische Ausrichtung in der Disziplin begünstigten und der Wille der IB zur Einflussnahme auf die Politikgestaltung einer systematischen theoretischen Analyse im Wege stand, fördert CAIT innovative theoretische Grundlagenforschung in den IB und benachbarter Disziplinen durch internationalen Forschungsaustausch ebenso wie durch Konferenzen, Lesegruppen, Workshops oder die jährliche Verleihung des Sussex International Theory Prize.25

Letzterer wurde 2016 an Robert Vitalis für sein Buch White World Order, Black Power Politics: The Birth of American International Relations26 verliehen, in dem es, für das Thema des vorliegenden Aufsatzes besonders einschlägig, um rassistische Theorie und Praktiken der IB in ihrem Entstehungskontext in den Vereinigten Staaten geht. Zur Diskussion der Dekolonisierung der IB im Allgemeinen und Vitalis’ Buch im Besonderen fand im Frühjahr 2017 ein Workshop27 mit anschließender Prize Lecture am CAIT statt. In Hinblick auf die Frage, wie aktuelle Debatten zur Dekolonisierung der IB verlaufen, sollen beide Veranstaltungen im Folgenden skizziert werden.

4. Robert Vitalis: Kritische Genealogien einer Disziplin an der Macht

Den Anfang des Workshops zu Rassismus und Imperialismus in den IB machte Benno Teschke, Direktor von CAIT, der in seiner Einführung das preisgekrönte Buch von Robert Vitalis als hervorragende und zugleich beängstigende Gegen-Geschichte von Geburt und Genese der IB lobte. Im Zentrum des Vortrags im Workshop sowie der Preisrede von Vitalis stand die Frage, inwiefern die IB in ihrer dominanten, US-amerikanischen Ausprägung etwas anderes seien könnten als eine Rationalisierung von Macht. Hier sehen wir uns also erneut mit der oben beschriebenen zentralen Bedeutung von Machtkonzepten in den IB konfrontiert.

Eine Antwort lieferte Vitalis zugleich mit: Bei den US-amerikanischen IB handle es sich um ein elitäres Projekt, das seit seiner Entstehung im Wesentlichen auf die exzeptionelle Position der USA im internationalen System der Mächte ausgerichtet gewesen sei. Das Standardnarrativ klassischer US-IB-Theorie beginne dementsprechend bei Thukydides, dem „ersten Realisten“ in europäischer Tradition, um dann nach skizzenhaften Darstellungen Machiavellis, Grotius’ und Kants bei der (vermeintlich stattgefundenen28) „ersten großen IB-Debatte“ zwischen Idealismus und Realismus in den 1930er- und 1940er-Jahren anzugelangen.

In diesem Kontext verwies Vitalis auf einen gängigen Entstehungsmythos der IB: Demnach gründeten Internationalisten in London und New York The Royal Institute of International Affairs, auch bekannt als Chatham House, und The Council on Foreign Relations mit den (vermeintlich) ersten Publikationsorganen der IB, International Affairs und Foreign Affairs, um den Wilsonianismus am Leben zu erhalten. Vitalis’ Genealogie der IB setzte allerdings früher an und begann stattdessen mit dem erstmals 1910 herausgegebenen Journal of Race Development – das seit 1922 unter dem Titel Foreign Affairs herausgegeben wird! In besagtem Journal of Race Development zeige sich, so Vitalis, eine Vorherrschaft sozialdarwinistischer und rassenanthropologischer Doktrin.

Die frühe IB-Theoriebildung sei also von rassistischem Gedankengut durchsetzt gewesen. Mehr noch: Der US-amerikanische Kolonialismus zum Ende des 19. Jahrhunderts habe Akademikern erst einen entscheidenden Anlass geboten, die IB zur Bewahrung der „weißen Vorherrschaft“ zu etablieren: Imperialismus und Rassismus seien Triebfedern sowohl der US-Außenpolitik im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert als auch der sich herausbildenden IB gewesen. Diese aus Vitalis’ Sicht konstitutive Verflechtung von US-Außenpolitik, IB, Imperialismus und Rassismus sei heute vergessen worden: Während etwa W.E.B. Du Bois 1903 auf die zentrale Bedeutung von race conflicts, vornehmlich in den USA, verwiesen habe (bekannt geworden ist der, später von Du Bois noch ausdifferenzierte, Satz: The problem of the Twentieth Century is the problem of the color line)29, seien rassistische Diskriminierungen sowie Imperialismus in den IB weitgehend ignoriert worden.

Ausgehend von diesem virulenten Rassismus in der Herausbildung der US-amerikanischen IB machte sich Vitalis daran, einen weiteren verbreiteten Irrglauben (nicht nur der IB) zurückzuweisen: Es sei falsch, so Vitalis, dass es keine afroamerikanischen Wissenschaftler*innen im Entstehungsmoment der IB gegeben habe. Vielmehr seien sie aus dem Mainstreamdiskurs systematisch ausgeschlossen worden: Die Disziplin der IB wurde im Mainstream vielmehr von weißen Wissenschaftler*innen dominiert, die vor mehrheitlich weißen Studierenden lehrten und in „weißen Fachzeitschriften“ publizierten.

Allerdings – und hier liegt ein Kernargument Vitalis’ – wurden wissenschaftliche Gegen-Netzwerke mit eigenen Institutionen und Publikationsorganen gegründet, so etwa an der Howard University in Washington, D.C. So steht denn auch im Zentrum seiner Genealogie dieser segregierten Disziplin die Howard School of International Relations, die wichtige afroamerikanische Intellektuelle wie Du Bois (1868-1963), Alain Locke (1885-1954), Rayford Logan (1897-1982), Ralph Bunche (1904-1971) und Merze Tate (1905-1996), die erste afroamerikanische Professorin für Politikwissenschaften in den USA, umfasste. Diese intellektuelle Schule wirkte dem Rassismus des IB-Mainstreams und der Idee einer „weißen Vorherrschaft“ („white supremacy“) entgegen. Entgegen einer auf Herrschaft und Macht ausgerichteten Disziplin unterstrichen Du Bois und seine Kolleg*innen an der Howard School die Wichtigkeit von historisch wandelbarer Kontextualität, nicht biologischem Determinismus, als ursächlich für die Herausbildung von Hierarchien, Kolonialismus und expansivem Kapital- und Sklavenhandel.30 Mit anderen Worten: Indem sie Rassismus und Imperialismus als historische, nicht biologische Phänomene begriffen, wurden die Denker*innen zu oppositionellen Vordenker*innen der IB als kritisch-emanzipatorische, das heißt entkolonialisierte Disziplin.

Trotzdem blieben, so Vitalis, die „Black Studies“ in den USA isoliert vom Mainstream der IB. Afro-amerikanischen Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen – selbst jenen mit Abschlüssen an den elitärsten und renommiertesten US-amerikanischen Universitäten – habe nur selten der Weg in die akademische Forschung und Lehre der IB offen gestanden. Der Rassismus sei im Kontext des Kalten Krieges nicht mehr erinnert worden, „so, als hätte es ihn nie gegeben.“31 Bis heute würde die Geschichte der IB aus der Perspektive etwa afro-amerikanischer Wissenschaftler*innen wiederum nahezu ausschließlich von gegenwärtigen afro-amerikanischen Wissenschaftler*innen erinnert. Die Konstruktion von Identität, so Vitalis, schlage sich also (auch heute noch) deutlich in der Herausbildung wissenschaftlicher Disziplinen nieder.32 Damit verwies Vitalis zugleich auf die Wichtigkeit, mit dem rassistischen Erbe der IB auch in der Pädagogik und politischen Bildung zu brechen.

5. Dekolonisierende Praktiken in Lehre, politischer Bildung und Pädagogik

Anschließend an diese Gedanken und ausgehend von bell hooks Werk zur Bildung als freiheitlicher Handlung33, das die Überwindung struktureller Ungleichheit und rassistischer Diskriminierung (auch) in der Pädagogik zum Ziel hat34, reflektierte Akanksha Mehta (Brighton) im CAIT-Workshop darüber, was eine „Dekolonialisierung der Pädagogik“ (auch) in den IB bedeuten könne. Mehta sprach über Hierarchie und Macht im Seminarraum, von einer „strukturellen Ungleichheit“ zwischen Lehrenden, Studierenden und Arbeitskräften in der Verwaltung und im Dienstleistungsbereich der Universitäten. Eine kritische Pädagogik müsse zur Kenntnis nehmen, wer im Seminarraum und in der Universität sprechen könne und wer nicht, welche Stimmen also von wem zugelassen oder verdrängt würden. Offen ließ Mehta die Frage, ob eine Dekolonialisierung des Curriculums der IB im Sinne eines emanzipatorischen Ansatzes (derzeit?) überhaupt möglich ist.

Schließlich argumentierte Nady Ali (Brighton), (kritische) Sicherheitsstudien bezögen ihre wesentlichen Analysekategorien und -gegenstände – insbesondere die Idee des „souveränen Staates“, der „internationalen Anarchie“ und des „Sicherheitsdilemmas“ – von den IB. Während die IB die analytische Kategorie „race“ und das kritische Potenzial ihrer Dekonstruktion weitgehend ignoriert und verdrängt habe, dienten die IB – und mit ihnen die Security Studies – bislang im Wesentlichen der Sicherung des „westfälischen Staates“ und der globalen Ordnung des Nordens gegen den Süden. Auch die kritischen Sicherheitsstudien lösten diese Problematik, so Ali, bislang nicht auf, weil sie den zentralen Kategorien und Denkmustern der IB und der Security Studies verhaftet blieben.

In der folgenden Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, wie „race“ in den IB zu definieren sei; so stellte Justin Rosenberg (Brighton) die Frage nach den analytischen Vorzügen, die die Kategorie „race“ für die IB bereithalte. Robert Vitalis verwies dabei auf „race“ als historisch wandelbare, soziale Konstruktion sowie auf veränderte Definitionen und Zuschreibungen von „Hautfarben“ entlang der Dichotomie von „wir/fremd“ in differenten räumlichen und zeitlichen Kontexten. Auch die Definition von „race“ als sozial konstruierte Machtbeziehung wurde vorgeschlagen. Beate Jahn (Brigthon) merkte an, dass es wichtig sei, verstärkt auf die Bedeutung der Kategorie „race“ in den IB hinzuweisen; die Forderung nach einer Dekolonialisierung der IB als solche sei allerdings nicht neu (vgl. oben).35 Immerhin sei es mittlerweile zu Fortschritten und zu einer Pluralität emanzipatorischer Projekte in einem breiter werdenden wissenschaftlichen Diskurs gekommen – früher, so Jahn, sei es schwieriger gewesen, kritische und post-koloniale Perspektiven einzunehmen.

Gleichzeitig war den Diskussionsbeiträgen mancher Teilnehmer*innen allerdings auch eine gewisse Frustration anzumerken: So arbeite man seit Jahr(zehnt)en an einer Dekolonisation der IB, ohne dass sich die Disziplin bislang stark verändert habe. Es gebe daher „nichts zu feiern“, so eine Teilnehmerin.

Mit Blick auf eine Dekolonialisierung des IB-Curriculums und der universitären Lehre wurde kontrovers über die allgemeine Notwendigkeit von Hierarchien, Grenzen und Regeln in der Pädagogik und um Chancen einer emanzipatorischen Neudefinition angesichts „struktureller Ungleichheit“ gestritten. Akanksha Mehta gab noch einmal die Ungleichheit von Perspektiven und Chancen im universitären Diskurs angesichts diverser alltäglicher Diskriminierungen zu bedenken. Nadya Ali fügte hinzu, man müsse die IB im klassischen Sinne verlernen, um alternativen Theorien und Methoden offener gegenüberzustehen. Schließlich verwies Benno Teschke auf die Herausforderung, sehr unterschiedliche Interessen von Studierenden, einerseits an der klassischen theoretischen Orthodoxie, andererseits an neueren, kritischen Theorien, in der Lehre zu kombinieren. Es sei zu überlegen, ob nicht der kritische Impuls selbst auf die Forderung nach der Dekolonialisierung der IB anzuwenden sei, denn besonders britische Universitäten hätten die Neupositionierung der Disziplin selbst als Marktlücke erkannt, um solvente Studenten aus dem globalen Süden auf die Insel zu locken. Das Dekolonisieren des Denkens müsse, so Teschke, mit einer Entkommodifizierung des Studiums einhergehen, weniger, um Marktchancen auszuloten, sondern um genuinen Erkenntnisgewinn zu ermöglichen. Der Marxismus sei der älteste wissenschaftliche und politische Diskurs, so der abschließende Hinweis, der sich sowohl dem Kolonialismus als auch seiner affirmativen westlichen Konzeptualisierungen ablehnend entgegen gestellt habe.

6. Ausblick: Wie weiter mit der Dekolonialisierung der IB?

In der Abschlussdiskussion fragte Justin Rosenberg nach der Zukunft der IB und danach, was die IB idealerweise sein sollten. Vitalis kritisierte, die IB seien bislang auf einen Erhalt von Hierarchien ausgerichtet gewesen und müssten sich in ihren Analysen von den immer selben, mächtigen Staaten ab- und den Machtlosen und Marginalisierten zuwenden. Dafür wurde auch über Perspektiverweiterungen von Vitalis‘ Genealogie nachgedacht, so über indigene und afroamerikanische Schriftsteller zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkrieges, darunter Frederick Douglass. Zudem verwies Benno Teschke auf deutsche und britische Wurzeln der IB und auf Theorien der Geopolitik, etwa bei Karl Haushofer und Halford Mackinder. (Informeller) Imperialismus und Rassismus, so Teschke, sei in allen kapitalistischen Systemen der 1920er-, 1930er- und 1940er-Jahre virulent gewesen, also nicht auf die USA beschränkbar. Hier fanden sich also Plädoyers für eine weitere Historisierung und Kontextualisierung der IB und ihrer Wurzeln, auch außerhalb des US-amerikanischen Diskurses.36

Schließlich verwies Robert Vitalis auf den gegenwärtigen Zustand der IB und auf das allgemeine politische Klima in den USA unter Donald Trump. Kritisch-marxistische Ansätze würden in den USA derzeit kaum noch unterrichtet. Er selbst, Vitalis, werde als Nahost-Experte in den IB-Fakultäten nur geringfügig anerkannt. Darüber hinaus würde rassistisches und hegemoniales Gedankengut auch in US-amerikanischen IB-Mainstream-Instituten zunehmend (wieder) salonfähig, während rechtspopulistische und rechtsradikale (Verschwörungs-)Theorien, etwa jene vom „White Genocide“, und politische Praxis, etwa Trumps angestrebtes Einreiseverbot für Menschen aus muslimischen Ländern, im alltäglichen politischen Diskurs Fuß fassten.

Fraglich blieb – und bleibt – also, inwiefern emanzipatorische Projekte wie jenes der Dekolonialisierung der IB in den und außerhalb der USA zukünftig erfolgreich(er) sein könnten – und überhaupt erwünscht sind. Zugleich unterstrich Vitalis damit Wichtigkeit und Schwierigkeiten einer weiteren Stärkung post-kolonialer Perspektiven in den IB, über die an diesem Tag am Sussex Centre for Advanced International Theory in besonders offener und konstruktiver Art reflektiert worden war.

 

1Thomas McCarthy, Rassismus, Imperialismus und die Idee menschlicher Entwicklung, Berlin 2015 (engl. Originalfassung 2009), S. 378.
2McCarthy 2015, S. 10; Siehe auch Thomas Mirbach, Rezension zu: Thomas McCarthy: Rassismus, Imperialismus und die Idee menschlicher Entwicklung. Frankfurt a. M.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39976-rassismus-imperialismus-und-die-idee-menschlicher-entwicklung-48036, veröffentlicht am 04.08.2016.
3James Jennings, Barack Obama und der Mythos vom post-rassistischen Amerika, in: Blätter 6/2014, S. 59-70; Fredrick C. Harris and Robert C. Lieberman, The Return of Racism? Race and Inequality After Charlottesville, in: Foreign Affairs Online, 21. August 2017, https://www.foreignaffairs.com/articles/united-states/2017-08-21/return-racism
4McCarthy 2015, S. 283 f.; Beate Jahn, Kant, Mill, and Illiberal Legacies in International Affairs, in: International Organization, 59:1 (2005), S. 177-207; Karuna Mantena, Alibis of Empire, Princeton 2010.
5Bruno Schoch, Populismus gegen die Demokratie, in Ders. et al. (Hrsg.): Friedensgutachten 2017, Berlin 2017, 109-123; Siehe auch die Beiträge in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 42-43/2017): „(Anti-)Faschismus“.
6Didier Eribon, Rückkehr nach Reims, 15. Aufl., Berlin 2017, S. 135 f.
7So der Titel der 11. Pan-European Conference on International Relations in Barcelona, 13.-16. September 2017: „The Politics of International Studies in an Age of Crises“.
8Alexander Anievas/Nivi Manchanda/Robbie Shilliam (Hrsg.): Race and Racism in International Relations Confronting the Global Colour Line, New York 2015.
9Jahn 2005.
10Branwen Gruffydd Jones (Hrsg.), Decolonizing International Relations, Lanham 2006; Lucy Taylor, Decolonizing International Relations. Perspectives from Latin America. in: International Studies Review, 14:3 (2012), S. 386-400; Sankaran Krishna, Decolonizing International Relations, in: E-International Relations, 8.10.2012, http://www.e-ir.info/2012/10/08/decolonizing-international-relations/; Zeynep Gulsah Capan, Decolonising International Relations?, in: Third World Quarterly, 38:1 (2017), S. 1-15; Franziska Müller, Von Wissenproduktion, Weltordnung und ‚worldism‘. Postkoloniale Kritiken und dekoloniale Forschungsstrategien in den Internationalen Beziehungen, in: Aram Ziai (Hrsg.), Postkoloniale Politikwissenschaft. Theoretische und empirische Zugänge, Bielefeld 2016, S. 235-254; Bettina Engels, Postkoloniale Zugänge in der Friedens- und Konfliktforschung, in: Ziai 2016, S. 255-272; María do Mar Castro Varela und Nikita Dhawan, Postkoloniale Studien in den Internationalen Beziehungen: Die IB dekolonisieren, in: Frank Sauer und Carlo Masala (Hrsg.), Handbuch Internationale Beziehungen, Wiesbaden 2017, S. 233-256.
11Krishna 2012
12Castro Varela/Dhawan 2017.
13Für eine Kritik an diesem Konzept siehe Benno Teschke, The Myth of 1648: Class, Geopolitics, and the Making of Modern International Relations, London/New York 2003.
14Stanley Hoffmann, An American Social Science: International Relations, in: Daedalus, 106:3 (1977), S. 41-60; Ole Wæver, The Sociology of a Not So International Discipline: American and European Developments in International Relations, in: International Organization, 52:4 (1998), S. 687-727; Steve Smith, The Discipline of International Relations: still an American Social Science?, in: The British Journal of Politics and International Relations, 2:3 (2000), S. 374-402; Krishna 2012; Etwa zu den chinesischen IB siehe Amitav Acharya, Dialogue and Discovery: In Search of International Relations Theories beyond the West, in: Millennium, 39:3 (2011), S 619-637.
15Vgl. die Kritik bei Barry Buzan and George Lawson, The Global Transformation. History, Modernity and the Making of International Relations, Cambridge 2015.
16Ähnliche Kritik wird in benachbarten Disziplinen geäußert. Für die Geschichte der internationalen Beziehungen und für die Weltgeschichte siehe etwa Jürgen Osterhammel, Kolonialismus: Geschichte, Formen, Folgen, 6. Aufl., München 2009; Sebastian Conrad und Shalini Randeria (Hrsg.), Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, Frankfurt am Main. 2002; zum Völkerrecht und seiner Geschichte siehe etwa Antony Anghie, Imperialism, Sovereignty, and the Making of International Law, Cambridge 2004; Sundhya Pahuja, Decolonising International Law. Development, Economic Growth and the Politics of Universality, Cambridge 2011.
17Vgl Krishna 2012.
18Ekkehart Krippendorff, Friedensforschung, 2. Auflage, Köln/Berlin 1970; Dieter Senghaas (Hrsg.), Kritische Friedensforschung, Frankfurt am Main 1981.
19Robert W. Cox, Production, Power and World Order: Social Forces in the Making of History, New York 1987.
20Louise Amoore, The Global Resistance Reader, New York 2005; Oliver Richmond, Resistance and the Post-liberal Peace, in: Millennium – Journal of International Studies, 38:3 (2010), S. 665-692; Teresa Koloma Beck und Alex Veit, Widerstand und Herrschaft in der Weltgesellschaft, in: Zeitschrift für Internationale Beziehungen, 22:1 (2015), S. 99-112; Klaus Schlichte, Herrschaft, Widerstand und die Regierung der Welt. in: Zeitschrift für Internationale Beziehungen, 22:1 (2015), S. 113-127; Christopher Daase und Nicole Deitelhoff, Jenseits der Anarchie: Widerstand und Herrschaft im internationalen System, in: Politische Vierteljahresschrift, 56:2 (2015), S. 299-318; Siehe für das Völkerrecht auch Balakrishnan Rajagopal, International Law from Below: Development, Social Movements and Third World Resistance, Cambridge 2003, sowie, aus der (Arbeits-) Soziologie, Marcel Paret, Carin Runciman und Luke Sinwell (Hrsg.), Southern Resistance in Critical Perspective. The Politics of Protest in South Africa's Contentious Democracy, London 2017.
21Vgl. Krishna 2012.
22Siehe Anmerkung 16 und etwa Dieter Senghaas, Imperialismus und strukturelle Gewalt. Analysen über abhängige Reproduktion, Frankfurt am Main 1992, sowie Christoph Wulf (Hrsg.): Friedenserziehung in der Diskussion, München: Piper 1973.
23Diesen Hinweis verdanke ich Lothar Brock.
24Siehe online unter: http://www.sussex.ac.uk/cait/
25Siehe online unter: http://www.sussex.ac.uk/cait/prize/2016
26Robert Vitalis, White World Order, Black Power Politics: The Birth of American International Relations, Ithaca 2015.
27Für das Programm siehe: http://www.sussex.ac.uk/cait/workshops/decolonising_ir_theory
28Peter Wilson, The Myth of the ‘First Great Debate’, in: Review of International Studies, 24 (1998), S. 1-16.
29W.E.B. Du Bois, The Souls of Black Folk, New York 1903, S. 19.
30Vitalis 2015, S. 21.
31Ebd., S. 14
32Ebd., S. 13.
33bell hooks, Teaching to Transgress. Education as the Practice of Freedom, New York/London 1994.
34Vgl. Belinda Kazeem-Kaminski, Engaged Pedagogy: Antidiskriminatorisches Lehren und Lernen bei bell hooks, Wien 2016.
35Dabei konnte Jahn auch auf eigene Arbeiten verweisen, vgl. Beate Jahn, Politik und Moral: Gandhis Herausforderung für die Weimarer Republik, Kassel 1993.
36Vgl. hierzu etwa Wæver, Anmerkung 14.

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Literatur

Louise Amoore
The Global Resistance Reader
New York, Routledge 2005

 

Antony Anghie
Imperialism, Sovereignty, and the Making of International Law
Cambridge, Cambridge University Press 2004

 

Barry Buzan / George Lawson
The Global Transformation. History, Modernity and the Making of International Relations
Cambridge, Cambridge University Press 2015

 

Sebastian Conrad / Shalini Randeria (Hrsg.)
Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften
Frankfurt am Main, Campus Verlag 2002

 

Robert W. Cox
Production, Power and World Order: Social Forces in the Making of History
New York, Columbia University Press 1987

 

Didier Eribon
Rückkehr nach Reims
Berlin, Suhrkamp Verlag 2016

 

Branwen Gruffydd Jones (Hrsg.)
Decolonizing International Relations
Lanham, Rowman & Littlefield Publishers 2006

 

bell hooks
Teaching to Transgress. Education as the Practice of Freedom
New York/London, Routledge 1994

 

Beate Jahn
Politik und Moral: Gandhis Herausforderung für die Weimarer Republik
Kassel, Verlag Weber, Zucht & Co 1993

 

Belinda Kazeem-Kaminski
Engaged Pedagogy: Antidiskriminatorisches Lehren und Lernen bei bell hooks
Wien, Zaglossus 2016

 

Ekkehart Krippendorff
Friedensforschung
Köln/Berlin, Kiepenheuer & Witsch 1970

 

Thomas McCarthy
Rassismus, Imperialismus und die Idee menschlicher Entwicklung
Berlin, Suhrkamp Verlag 2015

 

Jürgen Osterhammel
Kolonialismus: Geschichte, Formen, Folgen
München. C. H. Beck, 6. Auflage 2009

 

Sundhya Pahuja
Decolonising International Law. Development, Economic Growth and the Politics of Universality
Cambridge, Cambridge University Press 2011

 

Marcel Paret / Carin Runciman / Luke Sinwell (Hrsg.)
Southern Resistance in Critical Perspective. The Politics of Protest in South Africa's Contentious Democracy
London, Routledge 2017

 

Balakrishnan Rajagopal
International Law from Below: Development, Social Movements and Third World Resistance
Cambridge, Cambridge University Press 2003

 

Frank Sauer / Carlo Masala (Hrsg.)
Handbuch Internationale Beziehungen
Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften 2017

 

Dieter Senghaas (Hrsg.)
Kritische Friedensforschung
Frankfurt am Main, Suhrkamp Verlag 1981

 

Dieter Senghaas
Imperialismus und strukturelle Gewalt. Analysen über abhängige Reproduktion
Frankfurt am Main, Suhrkamp Verlag 1992

 

Benno Teschke
The Myth of 1648: Class, Geopolitics, and the Making of Modern International Relations
London/New York, Verso 2003

 

Robert Vitalis
White World Order, Black Power Politics: The Birth of American International Relations
Ithaca, Cornell University Press 2015

 

Christoph Wulf (Hrsg.)
Friedenserziehung in der Diskussion
München, Piper Verlag 1973

 

Aram Ziai (Hrsg.)
Postkoloniale Politikwissenschaft. Theoretische und empirische Zugänge
Bielefeld, Transcript Verlag 2016


Aus der Annotierten Bibliografie

Nicole Deitelhoff / Michael Zürn

Lehrbuch der Internationalen Beziehungen. Per Anhalter durch die IB-Galaxis

München: C. H. Beck 2016; 390 S.; ISBN 978-3-406-65439-8
„Keine Panik“, so lautet der Eintrag über den Planeten Erde in dem von Douglas Adams geschriebenen interstellaren Reiseführer „Per Anhalter durch die Galaxis“. Dieses Lehrbuch stellt sich mit seinem „kurzweiligen wie informativen“ (Verlagsankündigung) Angebot in diese Tradition, wenn es durch die „Internationalen Beziehungen (IB) als Galaxis“ (11) zu führen verspricht. Das Orientierungsangebot von Nicole Deitelhoff und Michael Zürn folgt dabei dieser Logik: Das multiparadigmatische Universum der Internationalen Beziehungen bietet – ähnlich ...weiterlesen


Christian Tuschhoff

Internationale Beziehungen

Konstanz: UVK Universitätsverlag 2015 (Uni-Taschenbücher 4335); 293 S.; 24,99 €; ISBN 978-3-8252-4335-7
Die internationalen Beziehungen seien, schreibt Christian Tuschhoff, von einer rasanten und dynamischen Fortentwicklung geprägt. Lange sei in der Analyse nach einer möglichst umfassenden Erklärung internationaler Politik gestrebt worden, heute aber gehe es angesichts der „ungeheuren Komplexität“ einer Staatenwelt mit sich auflösenden Grenzen um eine Zerteilung des Gegenstandes in kleinere Bestandteile. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, sondern mit Blick auf „gesellschaftliche und wissenschaftliche Relevanz“ (12) widmet sich Tuschhoff acht ...weiterlesen


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