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Eigensinn und Gestaltungswille. Biografische Zugänge zur jüngeren (ost-)deutschen Geschichte

14.01.2019
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Natalie Wohlleben, Dipl.-Politologin

Bundesarchiv Bild 183 1989 1201 046 Wolf Biermann Konzert in LeipzigDie Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann 1976 aus der DDR war eine Zäsur, hatte doch damit das Regime nun endgültig für alle unübersehbar seinen ideologischen Starrsinn bezeugt. Erst nach dem Fall der Mauer konnte Biermann wieder dort auftreten. Foto von seinem Konzert am 1. Dezember 1989 in Leipzig (Bundesarchiv, Bild 183-1989-1201-046 / Waltraud Grubitzsch (geb. Raphael) / CC-BY-SA 3.0)

 

In dieser Zusammenstellung einiger Kurzrezensionen wird die Geschichte der DDR-Opposition und der Friedlichen Revolution sowie das Engagement einiger ihrer Protagonist*innen im vereinigten Deutschland anhand von (Auto-)Biografien gespiegelt. Chronologisch betrachtet stehen Erich Loest, Robert Havemann und Rudolf Bahro hier mit ihrer systemimmanenten Kritik am Anfang, kurzweilig festgehalten hat diese Phase und ihre Überwindung Wolf Biermann in seiner Autobiografie „Warte nicht auf bessre Zeiten!“. Vor allem aber wird der Ausbruch der folgenden Generation aus dem ideologischen Käfig der SED in den Mittelpunkt gerückt. Deutlich wird, etwa an den Lebensgeschichten von Marianne Birthler oder Roland Jahn, dass es in der DDR möglich war, sich dem diktatorischen Druck zur Konformität zu entziehen – im Extremfall allerdings verbunden mit dem Risiko, die Freiheit oder gar das eigene Leben zu verlieren, wie der Tod von Matthias Domaschk 1981 in einem MfS-Untersuchungsgefängnis noch einmal deutlich vor Augen geführt hatte. Während in dieser Zusammenschau viele Namen fehlen (so der von Bärbel Bohley oder von Wolfgang Thierse, der nach seinem Engagement im Neuen Forum ein aktiver sozialdemokratischer Politiker geworden ist, seine Erinnerungen aber noch nicht aufgeschrieben hat), sind mehrere Bücher Joachim Gauck gewidmet, wurde er doch als erster Ostdeutscher Bundespräsident.

Christiane Baumann

Manfred "Ibrahim" Böhme. Das Prinzip Verrat

Berlin: Lukas Verlag 2015; 191 S.; brosch., 19,80 €; ISBN 978-3-86732-208-9
In den Tagen der Wende 1989 stolperten zahlreiche DDR‑Bürger in die politische Arena hinein. Zu der Riege jener, denen man zubilligte, langfristig eine wichtige Rolle zu spielen, gehörte Manfred „Ibrahim“ Böhme. In der Sozialdemokratie der DDR machte er, mit Eloquenz und Charisma versehen, rasant Karriere – bis es Hinweise auf eine Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit gab. Im Auftrag der Robert‑Havemann‑Gesellschaft hat die Journalistin Christiane Baumann bereits 2009 versucht, das Leben Böhmes auszuleuchten. Mit dieser Neuausgabe ihres Buches erweitert ...weiterlesen


Marianne Birthler

Halbes Land. Ganzes Land. Ganzes Leben. Erinnerungen

Berlin: Hanser 2014; 398 S.; 22,90 €; ISBN 978-3-446-24151-0
Zu den starken Eindrücken, die diese Autobiografie hinterlässt, gehört die universelle und für alle Gesellschaften, die eine Diktatur überwunden haben, zentrale Erkenntnis, „dass die verschlossenen Archive ein größeres Gefahrenpotential für den gesellschaftlichen Frieden darstellen als geöffnete“ (364). Die Behörde des/der Bundesbeauftragte(n) für die Stasi‑Unterlagen hat mittlerweile Vorbildfunktion auch für andere europäische Länder, zeigt ihre Arbeit doch, dass es nicht um...weiterlesen


Dieter Bub

Begegnungen mit Joachim Gauck. Der Mensch. Sein Leben. Seine Überzeugungen

Halle (Saale): mdv Mitteldeutscher Verlag 2012; 159 S.; brosch., 9,95 €; ISBN 978-3-89812-923-7
„Was für ein schöner Sonntag!“, so hatte der frisch gewählte Bundespräsident Joachim Gauck am 18. März 2012 seine Antrittsrede vor der Bundesversammlung begonnen. Auf Basis von Interviews mit Gauck aus den zurückliegenden 20 Jahren und drei persönlichen Begegnungen versucht Bub nun, die Biografie des neuen „Superstars“ (5) der bundesrepublikanischen Politik authentisch – mit Blick auf Person und Land – auszuleuchten, also jene Zeit vor dem eingangs zitierten S...weiterlesen


Bernd Florath (Hrsg.)

Annäherungen an Robert Havemann. Biographische Studien und Dokumente

Göttingen u. a.: Vandenhoeck & Ruprecht 2016 (Analysen und Dokumente 43); 668 S.; 50,- €; ISBN 978-3-525-35117-8
Mit diesem Band rundet Herausgeber Bernd Florath das biografische Wissen über Robert Havemann und seine Rolle in der DDR ab. Viele der gebotenen Informationen vertiefen vorhandene Erkenntnisse. Dieser Band findet seinen Platz in der entsprechenden Literatur dabei als eine Gesamtschau, in der deutlich zutage tritt, dass die Bedeutung Havemanns schon immer nicht nur an den Inhalt seiner Reden und Schriften gekoppelt war, sondern sich davon inzwischen geradezu vollständig gelöst hat – die Gedanken des vom Stalinismus ...weiterlesen


Mario Frank

Gauck. Eine Biographie

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2013; 415 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-518-42411-7
Joachim Gaucks Leben in der DDR war von einer tiefen Ablehnung des dortigen politischen Systems ebenso geprägt wie von der Vorstellung, es im Hier und Jetzt zu verbessern und sich dabei nicht den Zwängen des Regimes zu entziehen, sondern ihnen zu widerstehen. Man kennt dabei die prägenden Lebensstationen Gaucks wohl hinlänglich: Der Vater in den sowjetischen Gulag verschleppt. Die eigene Berufslaufbahn auf eine Nische im politischen System ausgerichtet. Kirchenarbeit in Rostock‑Lichtenhage...weiterlesen


Hans Otto Lenel u. a. (Hrsg.)

ORDO. Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft 62. Begründet von Walter Eucken und Franz Böhm

Stuttgart: Lucius & Lucius 2011; X, 674 S.; geb., 116,- €; ISBN 978-3-8282-0554-3
Das Jahrbuch versammelt 23 Beiträge von zum Teil renommierten Vertretern aus verschiedenen Teilgebieten der wirtschaftswissenschaftlichen Disziplin. Der Schwerpunkt des Bandes gilt den mittelfristigen Lehren aus der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie aus den bisherigen Maßnahmen zur Krisenbewältigung durch die EU und ihre Mitgliedstaaten. So diskutieren Hanno Beck und Dirk Wentzel die Vor- und Nachteile einer staatlichen Insolvenzordnung. Nicht nur in diesem Beitrag dominiert eine aus politikwis...weiterlesen


Joachim Gauck

Nicht den Ängsten folgen, den Mut wählen. Denkstationen eines Bürgers

München: Siedler Verlag 2013; 256 S.; 19,99 €; ISBN 978-3-8275-0032-8
Wenn ein führender Politiker dieses Landes – noch dazu wenn er so sehr mit seinem Bürgerstatus kokettiert – ein Buch schreibt, dann ist das meist so eine Sache: Geht es um eine ernstgemeinte, authentische Intervention in der politischen Öffentlichkeit? Oder geht es um die Erklärung, um nicht zu sagen: um das Zurechtrücken eigenen politischen Tuns oder Nicht‑Tuns? Die Qualität dieses Bandes, der Joachim Gaucks wichtigste Reden der vergangenen 25 Jahre dokumentiert (wenn auch mitunter in stark gekürzter Fassung), dürfte irgendwo dazwischen ...weiterlesen


Katja Havemann / Joachim Widmann

Robert Havemann oder Wie die DDR sich erledigte

Berlin/Frankfurt a. M.: Ullstein 2003; 430 S.; geb., 24,- €; ISBN 3-550-07570-7
„Eigentlich habe ich immer nur das getan, was ich wollte" (347), so Havemann kurz vor seinem Tod im April 1982. Jahrelanger Hausarrest und Dauerbespitzelung hatten den bekanntesten Dissidenten der DDR nicht beeindruckt. Seine Witwe und der Journalist Widmann erzählen sehr anschaulich von diesen Jahren, in denen Havemann zwar persönlich isoliert lebte, aber dennoch über heimlich in den Westen geschmuggelte Interviews, Aufsätze und Bücher seine Gedanken veröffentlichte. Der Dissident war in den Au...weiterlesen


Guntolf Herzberg / Kurt Seifert

Rudolf Bahro - Glaube an das Veränderbare. Eine Biographie

Berlin: Ch. Links Verlag 2002; 656 S.; geb., 29,90 €; ISBN 3-86153-270-0
Den Weg Bahros "vom gläubigen Leninisten zum spirituellen Kritiker der Moderne" (582) schildern Herzberg, der am Institut für Philosophie der HU Berlin arbeitet und Bahro persönlich kannte, und Seifert, der Bahro einst interviewte und heute Mitarbeiter einer privaten Schweizer Altenhilfsorganisation ist. In Teil I (1935-1979) beschreibt Herzberg Bahro als jemanden, für den die Welt in zwei Teile zerfallen sei: in das gute sozialistische Lager und in das böse imperialistische. Bahro habe sich ein...weiterlesen


Roland Jahn, unter Mitarbeit von Dagmar Hovestädt

Wir Angepassten. Überleben in der DDR

München/Zürich: Piper 2014; 190 S.; 2. Aufl.; 19,99 €; ISBN 978-3-492-05631-1
„Wir Angepassten“ – Mit dieser Zuschreibung will Roland Jahn eine Brücke bauen zwischen den Menschen, die das SED‑System mittrugen oder zumindest versuchten, nicht aufzufallen, und denen, die sich die offene Dissidenz trauten. Entlang seiner eigenen Biografie erzählt der derzeitige Bundesbeauftragte für die Stasi‑Unterlagen deshalb, wie es war: Auf eine Formel gebracht, verbrachten demnach nicht wenige ein Leben in Anpassung und Widerstand – „und“, nicht „oder“, versuchte doch auch Jahn selbst, wie er schreibt, eine ...weiterlesen


Christin Leistner

Gerd Poppe. Ein unangepasstes Leben in der DDR

Stuttgart: ibidem-Verlag 2013 (Göttinger junge Forschung 15); 205 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-8382-0500-7
Politikwiss. Abschlussarbeit Göttingen; Betreuung: F. Walter. – Gerd Poppe ist einer der bekanntesten Akteure der Bürgerrechtsbewegung der DDR. Gemeinsam mit Bärbel Bohley und anderen hat er die „Initiative Frieden und Menschenrechte“ (IFM) als erste unabhängige Bürgerbewegung der DDR im Jahr 1986 auf den Weg gebracht. Die IFM trat später zusammen mit dem Neuen Forum und Demokratie Jetzt als Bündnis 90 – später aufgegangen in Bündnis 90/Die Grünen – bei den ersten f...weiterlesen


Vera Lengsfeld

Von nun an ging's bergauf ... Mein Weg zur Freiheit

München: Langen Müller 2002; 392 S.; 19,90 €; ISBN 3-7844-2857-6
Es gibt (Auto-)Biografien, die für eine ganze Generation, für ein ganzes Land stehen, obwohl und gerade weil sie ungewöhnlich sind. Dies trifft auf den Lebensweg der CDU-Politikerin Lengsfeld zu, die unter dem Namen Wollenberger eine bekannte DDR-Bürgerrechtlerin war. Ihr Schicksal hatte noch nach der Wende eine tragische Wendung genommen: Ihr Ehemann wurde als IM enttarnt, er hatte sie über Jahre hinweg bespitzelt. Lengsfeld beschreibt ausführlich ihren Weg von der SED in die Opposition. "Wir w...weiterlesen


Erhart Neubert / Bernd Eisenfeld (Hrsg.)

Macht - Ohnmacht - Gegenmacht. Grundfragen zur politischen Gegnerschaft in der DDR

Bremen: Edition Temmen 2001 (Analysen und Dokumente 21); 457 S.; hardc., 24,90 €; ISBN 3-86108-792-8
"Ja, es hat diese Idylle gegeben - und sie war fürchterlich." (Wolle [309]) Den Widerstand und die Opposition gegen diese von der SED verordnete, diktatorische "Idylle", die Motive der Oppositionellen und den Einfluss des Westens dokumentiert dieser Band. Er versammelt Beiträge einer Tagung, die 1999 von der Abteilung Bildung und Forschung in der Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR veranstaltet wurde. "Die Widerstands- und Opposition...weiterlesen


Gerald Praschl

Roland Jahn. Ein Rebell als Behördenchef

Berlin: Ch. Links Verlag 2011; 240 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-86153-641-3
Roland Jahn ist seit März 2011 der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen. Genau wie Joachim Gauck und Marianne Birthler entstammt Jahn der Oppositionsbewegung der untergegangenen DDR. Anders als seine beiden Amtsvorgänger aber hat Jahn seinen Widerstand gegen das SED-Regime mit schweren persönlichen Opfern, mit Inhaftierung, Trennung von der Familie und Zwangsabschiebung in den Westen, bezahlt. Die spannend geschriebene Biografie des Journalisten Gerald Praschl macht verständlich, warum Rol...weiterlesen


Norbert Robers

Joachim Gauck. Vom Pastor zum Präsidenten. Die Biografie

Berlin: Koehler & Amelang 2012; 256 S.; 6. Aufl.; 19,90 €; ISBN 978-3-7338-0388-9
Joachim Gauck als Bundespräsident: „Schöne Aussichten für Deutschland?“ (13) Diese Frage hilft Norbert Robers zu beantworten, indem er Gaucks politische Karriere, seinen Lebensweg und die jeweiligen politisch‑gesellschaftlichen Umstände beleuchtet. Es gelingt ihm dabei ausgezeichnet, den Leserinnen und Lesern deutsch‑deutsche Geschichte nahezubringen, Hintergründe lebendig zu gestalten und an geeigneten Stellen Gaucks Anteil daran einzuflechten. Dessen Entwicklung zum ...weiterlesen


Werner Theuer / Bernd Florath (Hrsg.)

Robert Havemann Bibliographie. Mit unveröffentlichten Texten aus dem Nachlass

Berlin: Akademie Verlag 2007; XXXV, 432 S.; geb., 59,80 €; ISBN 978-3-05-004183-4
„Die Robert Havemann-Gesellschaft hat es sich seit ihrer Gründung 1990 zur Aufgabe gemacht, das Profil des Sozialisten und Naturwissenschaftlers nachzuzeichnen, der gut zwanzig Jahre lang die zentrale Bezugsperson oppositioneller Bewegungen in der DDR war“ (VII), schreibt Klaus Wolfram im Vorwort. Die Arbeit an dieser Bibliografie habe zehn Jahre in Anspruch genommen, weil sich der Nachlass nach zahlreichen Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen durch das Ministerium für Staatssich...weiterlesen


Robert Zurek (Hrsg.)

Polen – Mein Weg zur Freiheit. Wie Polen die DDR-Bürgerrechtler inspirierte – 13 Gespräche

Osnabrück: fibre 2015; 272, 32 S.; 24,- €; ISBN 978-3-944870-41-0
Während sich in der Volksrepublik Polen bereits Anfang der 1980er‑Jahre eine breite Oppositionsbewegung herausbildete, sei diejenige in der Deutschen Demokratischen Republik bis 1989 auf vereinzelte, kleine Gruppen beschränkt gewesen und habe die breite Masse der Gesellschaft mit ihren Forderungen nicht erreicht. Aufgrund dieser Umstände, schreibt Robert Ż, sei bei einigen DDR‑Oppositionellen das Interesse an Polen und der polnischen Opposition geweckt worden. Durch den Blick...weiterlesen


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Literatur

Wolf Biermann
Warte nicht auf bessre Zeiten! Die Autobiografie
Berlin, Propyläen Verlag 2016

Olaf Kutzmutz
Jurek Becker
Berlin, Suhrkamp Verlag (BasisBiographien 32) 2008

Udo Scheer
Jürgen Fuchs. Schriftsteller, Bürgerrechtler, Sozialpsychologe. Ein Porträt
Erfurt, Landeszentrale für politische Bildung Thüringen 2019


Aus der Annotierten Bibliografie

Erich Loest

Prozesskosten. Bericht

Göttingen: Steidl 2007; 300 S.; Ln., 18,- €; ISBN 978-3-86521-423-2
Sieben Jahre lang war Loest seit 1957 inhaftiert, weil er angeblich eine staatsfeindliche Gruppe mit dem Ziel gebildet hatte, die Regierung der DDR zu stürzen. Im Gefängnis gelangte er zu der schmerzhaften Erkenntnis, dass er nie „zur Rolle eines Schräubchens oder Rasterpunkts im Gefüge einer Despotie“ zurückfinden wollte, dass er „nichts mehr zu schaffen haben wollte mit der DDR“ (242). In seinem eindrucksvollen Bericht über diese Zeit verwebt der Schriftsteller seine Bi...weiterlesen


Alexander Amberger

Bahro – Harich – Havemann. Marxistische Systemkritik und politische Utopie in der DDR

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2014; 329 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-506-77982-3
Diss. Halle‑Wittenberg; Begutachtung: R. Saage, M. Kaufmann. – Als 1972 der „Club of Rome“‑Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ erschien, löste er eine wachstumskritische Schockwelle nicht nur in den westlichen Industriestaaten aus. Die bereits begonnene Zerstörung der Umwelt, die doch die wichtigste Grundlage menschlichen Lebens darstellt, sollte auch Kritiker in den sozialistischen Staaten beschäftigten: Auch und gerade dort war der Raubbau an der Naturnicht zu übersehen. In diesem Kontext stehen die drei utopischen Schriften ...weiterlesen


Ines Weber

Sozialismus in der DDR. Alternative Gesellschaftskonzepte von Robert Havemann und Rudolf Bahro

Berlin: Ch. Links Verlag 2015; 344 S.; 35,- €; ISBN 978-3-86153-861-5
Politikwiss. Diss. Kiel; Begutachtung: T. Stein, H. Buchstein. – Sozialismus und Freiheit gehören zusammen. Mit dieser Ansicht wäre man in der DDR unweigerlich in Widerspruch zum herrschenden System geraten, das den Bürgern wesentliche Grundfreiheiten verwehrte. Ines Weber fragt daher, „welche alternativen Gesellschaftskonzepte von politischen DenkerInnen entwickelt wurden, die die sozialistische Idee mit freiheitlichen Vorstellungen zu versöhnen suchten“ (10). Sie ...weiterlesen


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